Emotionen statt Thrill - aber gut geschrieben

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Rezension „Das andere Haus“ von Rebecca Fleet

Fakten zum Buch
Erscheinungstermin: 20.08.2018
Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 352

„Das andere Haus“ bekam ich als Rezensionsexemplar vom Goldmann Verlag. Dies hat meine Meinung in keinerlei Hinsicht beeinflusst. Vielen Dank an den Verlag an dieser Stelle!

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Cover
Das Cover fiel mir sofort ins Auge, als ich das Buch einige Wochen vor Erscheinungstermin entdeckte. Die Farbgebung und die „zerrissene“ Optik haben mich direkt neugierig gemacht. Als ich das Buch dann zum ersten Mal in den Händen hielt, fiel mir direkt auf, wie anders und toll es sich anfühlte – ja fast wirklich wie sich eine Hauswand anfühlen könnte. Großes Lob hierfür! Das Buch wäre mir definitiv auch in der Buchhandlung aufgefallen.

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Stil und Storyaufbau
Caroline und Francis Ehe steht auf wackeligen Beinen, als die beiden das Angebot bekommen, ihr Haus zu tauschen. Gerne nehmen sie diese Chance wahr und hoffen ihrer Ehe so neues Leben einzuhauchen, während sie mit etwas Abstand von den eigenen vier Wänden Urlaub machen. Die Person, die währenddessen das Haus des Ehepaars bewohnt, hat jedoch ganz eigene Pläne.
„Das andere Haus“ erzählt die Geschichte einer Ehe, wobei sich die Erzählungen des Paars mit der Erzählung einer dritten, unbekannten Person abwechseln. Ebenso wechselt die Debüt-Autorin in ihrem Roman die Zeitebene. Wir erfahren dabei auch Dinge aus der Vergangenheit. Diese Passagen werden nur von Caroline und Francis erzählt. Perspektiv- und Zeitwechsel sind nichts Neues, aber ich mag diesen Aufbau in vielen Büchern – so auch hier. Es trägt zur Spannung bei. Als Leser/in erhält man hier und da immer neue, kleine Spuren um Vermutungen anzustellen.
Der Schreibstil der Autorin ist für ein Erstlingswerk beeindruckend emotional. Sie schafft es in leicht verständlichen Sätzen Bilder zu malen und Gefühle zu transportieren. Ganz große Klasse!

„Die unsichtbaren Bande zwischen uns verkümmern und verdorren. Nach und nach sterben sie ab, und ich weiß nicht einmal, ob er es bemerkt.“ Seite 203

Ich litt während des Lesens mit Caroline und Francis, verstand beide, hatte Mitleid mit beiden und wollte sie regelmäßig schütteln, um ihnen zu sagen: „Jetzt rappelt euch doch mal wieder zusammen!“.

Leider verlor sich Rebecca Fleet in einigen Wiederholungen. Sie stellte weiterhin die Gefühle ihrer Protagonisten in den Mittelpunkt, fügte der Story jedoch kaum noch Neues oder gar Überraschendes hinzu, sodass ich nicht mehr gefesselt und fasziniert war. Und das ist leider der Knackpunkt des Buches. Ich erwarte einen Thriller, wenn ein Buch so gekennzeichnet wird. Es gab jedoch kaum Cliffhanger, kaum überraschende Wendungen und keinen spürbaren „Thrill“. Für mich hätte das Buch eher als Beziehungsdrama oder psychologischer Spannungsroman vermarktet werden sollen. Erst nach circa 200 Seiten war ich zum ersten Mal tatsächlich überrascht. Dann passierte wieder eine Weile nicht viel – und erst die letzten 50 Seiten waren dann für mich wieder spannend. Die Gründe hierfür kann ich nicht genauer erklären ohne zu viel zu verraten, deswegen verzichte ich darauf.

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Fazit
Ich empfehle das Buch denen von euch, die psychologische Spannungsromane mögen, um dabei tief in das Psychogramm einer Ehe einzutauchen sowie allen, denen es nichts ausmacht, wenn ein Roman eher von Emotionen als von Spannung getragen wird.