Gedanken eines Einzelgängers
Stamm schreibt aus der Perspektive eines Mannes, der sein Leben fast autistisch einem Ordnungssystem unterordnet, das er als Archivar gelebt hat. Nach der Kündigung wegen der Digitalisierung des Zeitungsarchivs hat er die Regale in sein Haus übernommen und arbeitet neue Kategorien aus, die aber nie gefüllt werden. Der Leser folgt wie nebenbei dem Lebenslauf und erfährt von seiner ersten Liebe Franziska, die ihm immer wieder in fiktiven Gesprächen und Erinnerungen begegnet. Interessant ist die Beschreibung des Kontrastes zwischen der streng auf Ordnung bedachten Person und der Entwicklung von Phantasie und Gefühl. Was ist Wirklichkeit? Es stellen sich viele Fragen. War es ein ungelebtes Leben trotz seiner Beziehungen zu verschiedenen Frauen? Ist ein neues Leben zu Franziska jetzt nach vierzig Jahren möglich? Ein Buch, das nachdenklich macht, ruhig, sensibel, ein wenig melancholisch. Sehr lesenswert.