Essay gegen die Provinz
Das Landleben, so Björn Vedder in diesem kleinen Büchlein, ist schrecklich. Er muss es wissen, denn er lebt selbst dort. Er beschreibt in seinem Manifest (bzw. Essay, denn das Werk ist doch recht kurz) das Leben auf dem Land als geprägt von sozialem Druck, einer konservativem Norm zu entsprechen, sich anzupassen und einzufügen. Er beschreibt das Landleben als Leben der Provinz, die sich abschottet von liberalen und demokratischen Grundsätzen und auf vormoderne Sitten zurückzieht. Dies gilt insbesondere für rechte und konservative Landbewohner:innen, aber auch für jene vermeintlich Aufgeklärten, die aus den Städten aufs Land - in Vedders Fall: den Ammersee - ziehen. Vedder zitiert viele Philosoph:innen von Nietzsche über Eva Illouz bis Hartmut Rosa und schreibt teils bitterböse, teils reflektiert, teils sehr geprägt von eigenen Erfahrungen. Regt zum Nachdenken an, denn auch wenn ein paar Inkonsistenzen auffallen (so kritisiert er z.B. den Egoismus des Liberalismus, um dann selbst liberale Vereinzelung einzufordern), ist er sicher in der soziologischen und geographischen Theorie über die Nachteile des „räumlich weiten, aber sozial nahen“ Lebens auf dem Lande. 22 Euro für 140 Seiten sind allerdings recht happig.