Nostalgie

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buecherfan.wit Avatar

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Mit "Das Beste von Allem" legt der Ullstein-Verlag den über fünfzig Jahre alten Debütroman von Rona Jaffe in einer Neuübersetzung vor. Laut Klappentext geht es hier um fünf junge Frauen, die im New York der 50er Jahre ihre Träume verwirklichen wollen. Zwei von ihnen werden in den ersten beiden Kapiteln vorgestellt.

Zunächst erleben wir den ersten Arbeitstag der 20jährigen Caroline Bender im Großraumbüro eines New Yorker Verlags. Erzählt wird aus ihrer Perspektive. Der Leser sieht ihre Nervosität und Unsicherheit und erfährt in einer Rückblende von ihrem Liebeskummer. Sie will an einem neuen Ort in ihrem ersten Job ihren Ex-Verlobten Eddie Harris vergessen, der sie für eine andere verlassen hat. Ihre gesprächige Kollegin Mary Agnes führt sie in die Gepflogenheiten an ihrem neuen Arbeitsplatz ein und gibt ihr nützliche Tipps. Caroline merkt schnell, dass sie  in Amanda Farrow eine schwierige Chefin hat, die in kurzer Zeit ein Dutzend Sekretärinnen verschlissen hat.

Im zweiten Kapitel wechselt die Perspektive zu April Morrison. Auch sie ist neu in der Stadt und in diesem Job, den sie angenommen hat, nachdem sie ihre Träume von einer Karriere als Tänzerin begraben musste. Am Ende der Leseprobe kommt sie mit einem jungen Mann an einem Schalter in der Subway ins Gespräch.

Die Leseprobe liest sich gut und weckt das Interesse für einen Roman, der gut 50 Jahre nach seinem Erscheinen einen altmodischen Charme versprüht. Da werden morgens  im Büro die Hauben von den Schreibmaschinen genommen, und dann werden zwei Blatt weißes Papier mit einem Kohlepapier dazwischen in die Maschine gespannt. Auch Carolines Anschauungen und ihre Lebensplanung wirken im 21. Jahrhundert einigermaßen antiquiert. Sie will nicht einmal das College abschließen ("Also, bei ihr war es Eddie, der ihr das Denken beibrachte, und ihr sehnlichster Wunsch war es, ihm eine gute und interessante Ehefrau zu sein und ihn glücklich zu machen ..." S.16)  Über ihre Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen käme ihr egoistisch vor. Sie macht von vornherein Zugeständnisse und akzeptiert bedingungslos die klassische Rollenverteilung ("Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn mehr liebte als er sie, aber schließlich war er ein Mann, und Männer mussten sich auch um andere Dinge kümmern." S. 16)

Gewiss werden Caroline und die anderen jungen F'rauen eine Entwicklung durchlaufen und sich in der großen Stadt ein eigenständiges Leben aufbauen. Darauf dürfen wir als Leser gespannt sein. Mir gefällt der Romananfang sehr gut. Bedenken hätte ich lediglich wegen seiner Länge von immerhin 656 Seiten.