Der Totengräber vom Zentralfriedhof

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kathi69 Avatar

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Ein neues Buch von Oliver Pötzsch! Er bleibt seinen historischen Handlungsorten treu. Dieses Mal geht es in das schöne Wien im 19. Jahrhundert.

Leopold von Herzfeldt, Inspektor aus Graz, wird sozusagen strafversetzt zur Wiener Polizei. Bereits sein erster Einsatz fordert seine volle Aufmerksamkeit. Er wendet seine neuartigen Ermittlungsmethoden am Fundort eines grausamen Mordes an, was seinen neuen Kollegen von der Wiener Polizei nicht gerade schmeckt. Sie machen sich über den „Piefke“ lustig und wollen lieber bei den bisherigen Methoden bleiben. Leo von Herzfeldt muss gegen viele Widerstände kämpfen, was nicht immer einfach ist.

Worum geht’s? In Wien werden Dienstmägde auf grausame Art ermordet. Der Täter hinlässt an den Tatorten einen Pfahl mit lateinischer Inschrift. Leo von Herzfeldt und seine Kollegen tappen lange im Dunkeln. Leos Vorgesetzter will ihn nicht bei den Ermittlungen dabei haben und beschäftigt ihn mit unwichtigen Arbeiten, wie z.B. die Verbrecherkartei nach möglichen Tätern zu durchsuchen. Leo ist einfach nur genervt, auf diese Art und Weise kalt gestellt zu werden. Er ermittelt auf eigene Faust.

Ein Vorfall auf dem Wiener Zentralfriedhof kommt ihm da eigentlich eher ungelegen, aber er muss schließlich dem Befehl seines Vorgesetzten Folge leisten und trifft auf dem Friedhof zum 1. Mal Augustin Rothmayer, den Totengräber. Augustin Rothmayer ist ein exzentrisches Original, allein schon seine Kleidung fällt aus den üblichen Konventionen und seine Reden erst recht. Leo nimmt ihn eigentlich nicht ernst und will schnell wieder zu seinen Hauptermittlungen zurückkehren.
Diese Begegnung zwischen Leo und Augustin bringt Schwung in die ganze Geschichte. Es wird immer undurchsichtiger, wie alles miteinander zusammen hängt, erst recht, weil nicht nur die Morde an den Dienstmädchen aufzuklären sind. Leos Ermittlungen führen ihn in die höchsten Kreise der Wiener Prominenz, was natürlich nicht gut ankommt! Aber er lässt sich nicht beirren, schließlich hat er ein Ziel.

Ich hatte mich sehr auf dieses neue Buch von Oliver Pötzsch gefreut. Die Spielmann-Bücher habe ich geradezu verschlungen. Bei diesem Buch hat es etwas gedauert, bis ich mit den Hauptpersonen warm geworden bin. Leo kam zuerst etwas steif und farblos rüber. Aber je weiter die Geschichte fortschritt, desto interessanter wurde es. Auch die anderen Personen, die Kollegin Julia Wolff, der Vorgesetzte Leinkirchner, der Polizeichef Stuckart sowie Leos Wirtin sind gut beschrieben und waren sympathisch.
Der Schreibstil hat mir auch sehr gefallen, aber das war in den Spielmann-Büchern schon gut.

Das Cover war nicht so mein Fall, aber passend für die Geschichte.
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist der Titel des Buches. Das Buch des Totengräbers Augustin Rothmayer hat, welches dieser schreibt, hat so gut wie gar nix mit den Mordfällen zu tun. Augustin schreibt ein Buch über seine Tätigkeit als Totengräber, über die Leichen, über die Trauerfeiern, über Blumenschmuck und Verwesung, eben alles, was damit zu tun hat. Ich fand nicht, dass das irgendetwas mit der Lösung der Fälle zu tun hatte.

Fazit: Wieder ein sehr schönes und interessantes Buch von Oliver Pötzsch. Ich kann es empfehlen für alle, die sich für Krimis, Geschichte und für Wien interessieren und bin gespannt auf das nächste!