Ein historischer Krimi aus dem Leben

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Inhalt

Leopold von Herzfeldt wird von Genf nach Wien versetzt. Dort wird er direkt mit einem neuen Fall konfrontiert, der es in sich hat. Junge Dienstmagden werden grausam getötet und anschließend gepfählt. Schlimmer noch: sie werden gut sichtbar auf stark belebten Plätzen gefunden.

Bei seinen Ermittlungen trifft der junge Polizist immer wieder auf den Totengräber Augustin Rothmayer vom Wiener Zentralfriedhof, der seinerseits an einem Werk über den Tod und alles darüber hinaus arbeitet. Zusammen ergeben sie ein ungleiche, aber starkes Team.


Thema und Genre

Historischer Krimi mit Einblicken in die Anfänge der Rechtsmedizin und der modernen Kriminalistik.


Charaktere

Die Anzahl der Charaktere ist überschaubar. Jeder für sich ist eine absolute Persönlichkeit. Der Polizeiinspektor jüdischer Abstammung, der antisemitisch eingestellte Vorgesetzte, der kauzige Totengräber aus einer alteingesessenen Familie oder die mysteriöse Telefonistin, die sich in einer Männerwelt voller Vorurteile behaupten muss. Jede dieser Personen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen und dabei sind sie alle sehr sympathisch, glaubhaft und nicht wegzudenken. Dieser Roman lebt von ihrer Agilität.


Handlung und Schreibstil

Angesprochen werden zahlreiche Themen. Mit Abstand voran geht dabei ein gewisser Antisemitismus, dem sich unsere Hauptfigur immer wieder stellen muss. Daneben werden aber auch Themen wie Kindesmisshandlung, sexuelle Gewalt und das Leben im späten 19. Jahrhundert sehr gut recherchiert dargestellt.

Der manchmal recht anspruchsvolle - jedoch niemals anstrengende - Schreibstil und die angenehme Kapitellänge schaffen eine einzigartige Atmosphäre.

Lediglich ein Punkt gibt es zu beanstanden. Und zwar ist das der Wiener Dialekt. Häufig werden wenige Worte Dialekt gesprochen, um dann mitten im Satz ins Hochdeutsche zu verfallen. Bei der Hauptfigur könnte man dies aufgrund seiner Geschichte verstehen. Aber das Wiener Original wird wohl kaum die Dialekte von Wort zu Wort ändern. Außerdem kamen mir entschieden zu viele Begriffe aus dem Dialekt vor, die ich erstmal googeln musste, um die Sätze zu verstehen. Das störte zeitweise arg den Lesefluss und ließ die eigentlich so konstante Spannungskurve das ein oder andere Mal abrupt abfallen.


Fazit

Ein unglaublich spannender und toller historischer Krimi. Gern mehr von Leopold von Herzfeldt.