Ein Mörder geht um

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
ascora Avatar

Von

Zum Inhalt: Leopold von Herzfeldt wechselt von Graz nach Wien als Inspektor bei der Polizei und platzt schon an seinem ersten Abend in Wien in die Untersuchungen eines Mordes an einem Dienstmädchen hinein. Durch seine Ausbildung und seine neuen Methoden der Tatortuntersuchungen und der Forensik eckt er auch sofort bei den Kollegen an. Nachdem sein Einstand schon etwas schief lief, wird ihm auch prompt ein anderer Fall zugeteilt, eine versuchte Leichenschändung auf dem Zentralfriedhof. Auf dem ersten Blick nicht sehr spannend, aber der Fall hat Potential. Außerdem trifft Leopold dort auf den schrulligen Totengräber Augustin Rothmayer, der ihn durch seine Hartnäckigkeit noch auf andere Ungereimtheiten hinweist. Leopold allerdings möchte viel lieber am Mord des Dienstmädchens weiterermitteln, immerhin scheint hier ein Serientäter ähnlich Jack the Rippers am Werk zu sein.

Meine Meinung: „Das Buch des Totengräbers“ ist der Auftaktband der Fälle des Leopold von Herzfeldt und so spannend wie dieser Band schon war, freue ich mich schon auf den nächsten. Leopold steht für die neuen Ermittlungsmethoden, die einem heute aus unzähligen Büchern, Filmen und Serien ganz selbstverständlich und vertraut sind. Damals steckte die Kriminalistik und die Forensik noch in den Kinderschuhen und wurden als neumodischer Firlefanz, der unnötig ist, abgetan – gerade von den alten Hasen. Namensgebend für diesen Band ist übrigens der Almanach, an dem Augustin Rothmayer gerade schreibt und aus dem Auszüge einigen der Kapitel vorgestellt sind. Alles wichtige Beobachtungen an Leichen, die für die Weiterentwicklung der Forensik maßgeblich waren. Aber das ist nur Beiwerk zu einem wirklich spannenden, verwickelten und vielseitigen Kriminalfall, oder sind es doch mehrere Fälle? Wie hängen sie zusammen? Hängen sie überhaupt zusammen? Findet es raus.
Da der Schreibstil des Autoren Oliver Pötzsch so flüssig und mitreißend ist, lässt sich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlingen. Mir persönlich hat auch die Sprache sehr gut gefallen, denn einige Personen sprechen Wienerisch, auch wenn Leopold sich des Hochdeutschen bedient, ein weiterer Grund warum er aneckt. Außerdem hat er jüdische Wurzeln, ein weiterer Grund, warum ihn einige anfeinden. Nein Leopold hat es nicht leicht, aber zum Glück hat er in Augustin eine (ungewollte) Unterstützung und auch im Revier steht er nicht ganz alleine da. Alle Charaktere sind sehr lebendig gestaltet und vor allem sehr vielschichtig, erst so nach und nach offenbaren sich ihre Geheimnisse, ein weiterer Grund, warum das Buch so packend ist.

Mein Fazit: Ein spannender, packender und etwas grusliger Fall aus den Anfangsjahren der modernen Ermittlungsarbeiten. Ein historischer Krimi auf dessen nächsten Band ich gespannt bin.

Ich danke dem Ullstein Verlag und NetGalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars, meine Meinung wurde davon aber nicht beeinflusst.