Krimi des 19. Jahrhunderts mit Horrortouch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
luna42 Avatar

Von

Als ich das Buch zum ersten Mal sah, dachte ich gleich "Das könnte was für mich sein." Das Cover hat mich total überzeugt: Die angedeutete Stadt im blutroten Schatten, das weiße Totenkreuz und der dunkle Hintergrund. Ich bin jedoch nicht der typische Krimileser und hatte ehrlich gesagt eher angenommen, dass es ein Horrorroman ist. Nach dem ich den Klappentext gelesen hatte, war aber klar, es ist ein Krimi. Dennoch klang es super interessant, obwohl ich eigentlich mehr Fantasie lese.

Die Geschichte ist wahnsinnig gut geschrieben. Ich hatte schon den ein oder anderen Krimi in der Hand, die mich meistens einfach nicht mitgerissen haben. Das ist hier total anders. Man wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen. Ich hatte immer wieder das Gefühl einem Detektiv über die Schulter schauen zu können, obwohl Leo natürlich Polizist ist und kein Detektiv. Die Schwierigkeiten wegen seiner Art (er spricht Hochdeutsch, geht mit der Zeit, hat daher andere Ermittlungsmethoden) kommen bei seinen Kollegen erst mal nicht so gut an. Ich will aber auch nicht zu viel vorab verraten. Jedenfalls ist auch der Totengräber ein wirklich interessanter und ungewöhnlicher Charakter, der mit seinem Wissen Leo gut unterstützt. Die Auszüge aus dem Almanach finde ich immer wieder erschreckend bis interessant, eine wirklich ungewöhnliche Mischung.

Insgesamt bekommt man ein sehr gutes Bild von dem alten Wien (und das nicht nur aufgrund des alten Stadtplans im Buch) und den damaligen Verhaltensweisen und Ansichten. Die Umschreibungen der Umgebung und des Geschehens sind wirklich ausführlich und auch ohne große Kenntnisse von dem Wien damaliger Zeit zu haben, konnte ich mir das wirklich lebhaft vorstellen. Die Atmosphäre im Buch ist aufgrund des Themas (Tote, Mord, lebendig begraben werden, Friedhof und die Art und Weise des Mordes) ziemlich drückend, aber wird auch immer wieder durch Humor aufgehellt. Die Mischung ist meiner Meinung genau richtig.

Ich bin kein Krimileser, aber mir hat das Buch sehr gut gefallen, vielleicht kaufe ich mir noch andere Bücher von Oliver Pötzsch, sein Schreibstil überzeugt.

Empfehlen kann ich das Buch jedem, der 1. Krimis mag, die nicht in der Neuzeit spielen, 2. einen kleinen Horrorfable hat, 3. Kein Problem damit hat sich mit dem Tod deutlich mehr als in anderen Krimis auseinander zu setzen (meiner Einschätzung nach) und 4. sich in der Zeit zurück versetzt einem Ermittler über die Schulter schauen möchte.