Skurril, dramatisch mit einer Prise Humor

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
igirl Avatar

Von

Hach, was für ein angenehmes Leseerlebnis ist dieser historische Krimi mit all seinen erfrischend neuen Ideen zu gar nicht gewöhnlichen Protagonist*innen. Da ist Leopold von Herzfeldt, 'nicht-mehr'-Jude und aufstrebender Polizeiagent, der den neuen Errungenschaft der Ermittlungstechnik frönt und dabei all seine Kollegen im Wiener Kommissariat vor den Kopf stößt. Dann die 'gar-nicht-Fräulein-mäßige' Telefonassistentin und Tango-tanzende Julia Wolf, die sich nicht so leicht um den Finger wickeln lässt. Und dann Augustin Rothmayer, der intellektuelle, bücherschreibende und doch stetig müffelnde Totengräber am Wiener Zentralfriedhof. Nicht zu vergessen die zahlreichen Leichen, die die Geschichte durchziehen. Gewürzt mit allerlei grausamen Details und gruseligen, verdorbenen Vorkommnissen wurde daraus ein hervorragend überraschendes Menu für hungrige Krimi-Lesende.

Dem Autor, Oliver Pötzsch, gelingt es eine so spannende und keineswegs durchsichtige Geschichte zu erzählen – mich zog sie völlig in ihren Bann, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Bis fast zum Schluss ist nicht klar wie alles zusammenhängt und wer der Schuldige sein würde. Dabei werden wir Lesende durch halb Wien geführt, halten uns wiederholt am Wiener Zentralfriedhof auf, lernen das Machtgefüge des Wiener Filzes kennen mit all ihren üblen Facetten, erhalten Einblicke in die zeitgerechte Parallelwelt der Bordelle und Nachtclubs und lernen gleichzeitig etliches über die Entstehung der modernen Kriminaltechniken kennen. Ja, nicht nur das, wir erfahren auch detailreich eine ganze Menge über den Prozess des Sterbens und das was danach kommt. All das packt der Autor in einen bildhaften Sprachstil, mit pfiffigen Dialogen und zielgenauen Überlegungen seiner Protagonist*innen.

Mein Fazit kann ich leicht auf einen Punkt bringen: mindestens 5-Sterne! Und unbedingt mehr davon!