Skurrile Suche nach einem Mörder

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scylla Avatar

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„Das Buch des Totengräbers“ fällt direkt durch seine schöne und interessante Cover-Gestaltung auf. Der erste Fall für Leopold von Herzfeld ist hoffentlich der Auftakt einer neuen Reihe, da ich einige Charaktere des Buches jetzt schon lieb gewonnen habe und sie noch viel Potential zur Weiterentwicklung haben. Dabei kam mir gerade am Anfang der Charakter der Hauptfigur Leopold recht bekannt und wenig spannend vor:

Ein junger Ermittler tritt seinen Dienst auf der Polizeiwache an und stößt direkt die Kollegen mit seinen „neumodischen“ Ermittlungsansätzen vor den Kopf. Es wird gemunkelt, dass es in seinem alten Tätigkeitsgebiet einen Vorfall gab, der ihn gezwungen hat, die Stadt zu verlassen. Um was es sich jedoch konkret handelt, bleibt zunächst im Dunkeln. Da er so erfrischend anders ist als die anderen Kollegen, werden schnell die Telefonistinnen auf ihn aufmerksam und er kommt in Kontakt mit einer der Damen. Dabei stellt sich heraus, dass auch sie erstaunliche Fähigkeiten für die Polizeiarbeit besitzt, die aber aufgrund ihres Geschlechtes nicht anerkannt werden. Nach ein paar eigenwilligen Ermittlungen bringt der Ermittler nun auch seine Vorgesetzten gegen sich auf und gerät mehr und mehr unter Druck…

Diese Storyline findet man in einigen historischen Krimis und deshalb war ich auch etwas enttäuscht, da ich mir eine innovativere Geschichte erhofft hatte. Allerdings haben mich zwei andere Aspekte über die anfängliche Ernüchterung hinwegsehen lassen. Zunächst ist da die wunderschöne Inszenierung von Technik und Fortschritt um die Jahrhundertwende (besonders die Fotografie und neue „halsbrecherische“ Fortbewegungsmöglichkeiten wie etwa das Fahrrad) werden überzeugend und witzig in die Handlung eingebunden. Aber auch der unglaublich sympathische Totengräber Augustin Rothmayer gibt der Geschichte das gewisse Maß an Spannung und unvorhergesehenen Wendungen zurück, die man in der eher klassischen Hauptstory um Leopold zunächst vermisst hatte. So baut sich ab der Mitte des Buches doch noch eine mitreißende Handlung auf und auch am Ende darf man sich noch über einige Wendungen freuen.

Das Buch hat mir vor allem wegen seiner gut ausgearbeiteten und teilweise innovativen Charaktere und der schönen Umsetzung des historischen Kontextes viel Freude bereitet. Sollte es noch weitere Fälle von Leopold von Herzfeld und natürlich dem schrulligen Totengräber geben, bin ich gerne wieder dabei!