Das Bücherschiff fährt wieder los

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sommerlese Avatar

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Im Knaur Verlag erscheint der Roman "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" von Nina George.

Der Buchhändler Jean Perdu besitzt die heilende Gabe, seelische Krankheiten seiner Kunden mit entsprechenden Büchern zu heilen. Nach einer längeren Auszeit mit seiner Catherine in der Provence lockt ihn ein an ihn adressiertes Manuskript des Schriftstellers José Saramago, mit der Bitte wieder Menschen und Bücher zusammen zubringen. Also begibt sich Jean gemeinsam mit Max Jordan wieder auf das Bücherschiff "Pharmacie Littéraire" und befährt die Kanäle Frankreichs.

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, es gab viele positive Stimmen für den Vorgänger "Das Lavendelzimmer".

Perdu beginnt neben seiner Aufgabe, den Menschen die richtigen Bücher zu "verordnen", selbst mit dem Schreiben einer "Enzyklopädie der kleinen Gefühle". Die Auflistung der verschiedenen Gefühle beim Lesen soll ein hilfreiches Nachschlagewerk für Buchhändler:innen werden. Dazu gehören Themen wie das Sammeln von Büchern, die Leselust, Bücherfreundschaften, bis hin zum Reisen der Gedanken. Bücher lösen in Menschen unterschiedliche Gefühle aus und manchmal kommen sie mit ihrer Aussage gerade zur rechten Zeit. Damit spricht die Autorin Themen an, die mir als Buchbloggerin sehr am Herzen liegen.

An die Kapitel der Hauptgeschichte um Perdu werden jeweils einzelne Enzyklopädie-Kapitel angehängt. Beide inhaltsreichen Erzählstränge stehen für sich, ziehen sich etwas und wirken nicht wie aus einem Guß, was meinen Lesefluß gestört hat.

Nina George versammelt in ihrem Buch alle Formen von Lesenden und sämtliche Genres von Büchern. Es macht Spaß, sich selbst hier und da in den Lesevorgaben zu entdecken und auch viele erwähnte Autor:innen zu kennen. Die Seele vieler Menschen dürstet nach Geschichten und Gedichten, die von Kummer ablenken, Inhalte vermitteln, Interesse wecken, Reisesehnsüchte erfüllen oder einfach nur gut unterhalten und Freude bereiten. Insofern ist dieser Roman für Bücherfreunde eine erbauliche Entdeckungsreise.

Die Idee der Story um Perdu finde ich interessant, leider verliert sich die Autorin mit ihrer floskelhaften Sprache sehr in Einzelheiten und driftet in Gedankengängen ab, die mir auf Dauer zu langatmig erscheinen. Oder, um es anders zu sagen: Das Schiff fährt streckenweise weiter, ohne mich mitzunehmen. Die Sprache lässt sich nicht flüssig lesen, denn viele Aussagen sind hintergründiger Art. Die Grundidee gefällt mir, der Spracherguß wirkt auf mich leider von Floskeln überfrachtet.


Ein geeignetes Buch für Literaturfreund:innen, das steckenweise langatmig erscheint, aber mit buchigen Seelenmomenten angefüllt ist.