Eine Ode auf die Bücher

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
tuhberlin Avatar

Von

Vor acht Jahren las ich ist das erste Mal ein Buch von Nina George, Die Mondspielerin, und ich war fasziniert von ihrer bildgewaltigen Sprache. So las ich dann natürlich wenig später auch ihr Buch „Das Lavendelzimmer“, das mich ebenfalls fesselte.

Warum war das so? Weil es ihr mit ihren Stil gelang, alle meine Sinne gleichermaßen anzusprechen.
Insofern war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte von Monsieur Perdu.

Leider haben sich meine Erwartungen von der Fortsetzung nicht erfüllt.

Es fiel mir schwer, in das Buch einzutauchen. Auf den ersten Seiten sind die Gedankengänge von Monsieur Perdu zu komplex und vielschichtig dargestellt. Wenn ich dann endlich in der Geschichte drin war, wurde diese, teilweise nach zwei Seiten, durch die „Große Enzyklopädie der Kleinen Gefühle“ unterbrochen. Und so setzte sich der Roman dann auch über 380 Seiten fort:
Erst zwei bis acht Seiten ein Kapitel Handlung, dann ein bis vier Seiten ein Kapitel Enzyklopädie, das jedesmal den Fluss der Handlung unterbrach. Mir gelang es dadurch nicht, in die Figurenwelt einzutauchen. Die Figurenentwicklung wirkte blass und manchmal sprunghaft, z. B. Theo, der auf wundersame Weise nur wenige Seiten später, nach Einführung, durch einen Hund wieder zu sprechen anfängt.
Kein Wunder, denn der Handlung sind ja auch nur ca. 220-250 Seiten gewidmet, der Rest ist Enzyklopädie, die Monsieur Perdu am Tagesende notiert.
Damit musste die Handlung zwangsläufig gestaucht werden, was zu sprunghaften, aber auch unglaubhaften Entwicklungen führt: der französische Präsident, der plötzlich über einen Mittelsmann literarische Behandlung benötigt, der Hafenmeister, der über Nacht Rilke liest und plötzlich geheilt und geläutert das Bücherschiff wieder freigibt (Der Entwicklung dahin sind nur ein paar Zeilen gewidmet). Ich hatte dadurch den Eindruck, dass der Autorin die Enzyklopädie wichtiger war, als die reine Handlung.

Alles in allem ist es Nina George mit der Fortsetzung des Weltbestellers dadurch nicht gelungen, mich auf der Reise von Monsieur Perdu zu halten, weil meine Sinne nicht gleichermaßen angesprochen wurden und der Plot sehr verdichtet war. Dennoch würde ich das Buch weiterempfehlen, weil Nina George mit dem „Bücherschiff des Monieur Perdu“ eine sehr schöne Ode auf das Leben, die Liebe und besonders auf die Bücher geschrieben hat.