Unaufdringlicher Stil

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singstar72 Avatar

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Seethaler ist kein Autor der großen Töne. Weder im "Trafikant", noch bei der letzten Seereise von Gustav Mahler. Sein Stil ist - auch hier wieder - verdächtig unaufdringlich, so dass man die Feinheiten schnell überliest.

Es geschieht ja nicht gerade viel. Wir erleben den letzten Arbeitstag eines Hafenarbeiters, der sich anschließend ein eigenes Café aufbauen möchte. Lebendiger als die eigentliche Handlung sind das Innenleben der Figuren, und die allgemeine Zeitgeschichte.

Die geringe Bildung, die allgegenwärtige schwere Arbeit. Dazwischen immer wieder Menschen mit Träumen, und mit Alltagspoesie - herrlich die Szene, wie er Menschen beim Arbeiten in den Trümmern beobachtet!

Wird das Café tatsächlich keinen Namen bekommen? Eigentlich ein passendes Sinnbild für eine Zeit, in der endlich wieder alles möglich scheint.

Mich hat das Geschriebene jetzt nicht völlig vom Hocker gezogen, aber das war bei den anderen Büchern Seethalers auch immer so. Sie entwickeln ihren Sog erst mit der Zeit. Also würde ich es gerne lesen.