Aufbruch

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Nach seinen Büchern „Der Trafikant“, „Ein ganzes Leben“ und „Das Feld“, die ich alle sehr gerne gelesen hatte, freute ich mich auf den neu erschienenen Roman „Das Café ohne Namen“.

Der 31jährige Kriegswaise Robert Simon arbeitet als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt in Wien. Zwanzig Jahre ist der Krieg vorbei und überall ist die Aufbruchstimmung in der Stadt zu spüren. So nach und nach verschwinden die Ruinen, neues Leben erwacht und die Menschen freuen sich wieder auf die Zukunft. Robert eröffnet ein einfaches Bistro, das er „Das Café ohne Namen“ nennt. Bald entwickelt sich dieser Ort zur Anlaufstelle der Markthändler, der Mädchen aus der Fabrik und der Arbeiter.

Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und mitgenommen. Schnörkellos, sehr einfühlsam und unaufgeregt erzählt Robert Seethaler in einer klaren Sprache die Geschichten der Leute aus den ärmeren sozialen Milieus. Die Porträts der einzelnen Protagonisten sind gefühlvoll und melancholisch angelegt.
Neben den einzelnen Schicksalen gibt uns Seethaler auch Einblicke in das Wirtschaftswachstum und die baulichen Modernisierungen Wiens in den Sechziger- und Siebzigerjahre. Ein empfehlenswerter Roman, vor allen Dingen für Leser der leisen Töne.