Viele Namen im Café Namenlos

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justm. Avatar

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Es soll eine Art Neubeginn für Robert Simon sein: sich endlich nicht mehr nur durch Hilfsdienste auf dem Markt verdingen, sondern etwas eigenes machen. Und so eröffnet er sein Café, das auch ohne Namen auskommt.

Ich weiß nicht recht, was ich von der Lektüre dieses Buches erwartet habe.
Bekommen hab ich letztlich eine Art Sittenbild oder Milieu-Studie von Café-Besuchern, die alle eher aus der Arbeiterklasse stammen; spielend im Wien zwischen Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre.
Teilweise war es, als säße man mit ihnen im oder vorm Café, dann aber begleitete man die Gäste auch außerhalb.

Nur leider sind diese kurzen Charakterstudien, so vielfältig und zum Teil detailverliebt sie auch waren, doch irgendwie zu kurz geraten.
Niemanden, nicht mal den vermeintlichen Protagonisten, lernte man wirklich gut kennen.

Vielleicht war das von Autor Robert Seethaler so gewollt, aber mir hat so irgendwie etwas gefehlt, das mich richtig in seinen Bann gezogen hätte, was vielleicht nicht mal wirklich störend gewesen wäre, wenn ich nicht zusätzlich noch das Ende irgendwie "unrund" gefunden hätte.

Fazit: Man hat die nicht mal 300 Seiten relativ schnell gelesen und kommt auch gut in einen Lesefluß, aber eine wirkliche Handlung gibt es nicht. Wer darüber hinwegsehen kann, diese Art Buch vielleicht sogar mag oder ein wenig mehr über Wien zu dieser Zeit erfahren möchte, der darf hier gerne zugreifen.

(Ich hab auch Teile des Hörbuchs gehört und möchte behaupten, daß Vorleser Matthias Brandt einen guten Job gemacht hat.)