Wien, ein Café und menschliche Schicksale

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Robert Seethaler, das bedeutet für mich leise Literatur, die es auf unprätentiöse Weise schafft, das ganz Große einzufangen. Nämlich das, was das Leben ausmacht: Die Suche nach Erfüllung, das Zwischenmenschliche, Schicksalsschläge, die Wege, für die wir uns entscheiden...

Auch mit seinem neuen Buch "Das Café ohne Namen" gelingt ihm das wieder. Es geht um Robert Simon, der sich dazu entschließt, ein altes Marktcafé am Karmelitermarkt in Wien zu übernehmen. Er hat keine Erfahrung mit Gastronomie und doch wird sein Café bald zu einem Magneten für die Menschen des Viertels. Sie treffen sich alle dort, die Marktverkäufer und Bauarbeiter, die Trinker und die Tratschenden, die Verliebten und die Enttäuschten.

"Vor zehn Jahren war es ein staubiges Loch, jetzt sitzen dort jeden Abend außer Dienstag Menschen, um wenigstens für ein paar Stunden den ganzen Schlamassel um sie herum zu vergessen."

Als Leser*in sehen wir die Jahre an diesen Menschen vorbeiziehen. Wir sehen, wie der Traum von einem Café zur Wirklichkeit wird, wie sich eine Stadt verändert, wie Menschen mit Veränderungen hadern und sie doch akzeptieren müssen.

Es ist eine runde Geschichte, in der Lebensabschnitte und Zeitenwenden nahtlos ineinander übergehen. Eine Geschichte, die etwas Essentielles einfängt, die von vorne bis hinten stimmig ist. Aber was mich am meisten berührt hat, das war die Unaufgeregtheit, mit der Seethaler erzählt. Dieses so Stille und doch so Tiefe. Das mag ich sehr, sehr. Immer wieder. ❤️

Also: Reist schleunigst nach Wien mit diesem wunderbaren Roman!