Jahreshighlight

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wortknistern Avatar

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Auf der Suche nach einem Buch, das die Leseflaute beendet? Wenn das ein Buch bei mir in letzter Zeit geschafft hat, dann definitiv “Das Comeback”. Ein #metoo-Roman über die junge Schauspielerin Grace Turner, die als sechsjährige vom Star-Regisseur Able entdeckt wurde, eine steile Hollywood-Karriere hinlegt- und als Teenager s3xu3ll von ihm am Set m1ssbraucht wird. Deshalb verschwindet sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere einfach ohne ein Wort und taucht ein Jahr lang bei ihren Eltern unter. Nun ist sie zurück: Ein abgestürtzert, unperfekter Teenie-Star auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit dem Erlebten und mit der Erkenntnis, dass sie nur noch wenig zu verlieren hat…

“‘Ich habe dich und Mom gehört an dem Abend, bevor du gegangen bist’, sagt sie mit sanfter Stimme. ‘Weißt du eigentlich, dass du nie seinen Namen erwähnst, Grace?’” (S. 241)

Harter Tobak, der sich aber trotzdem (und das fühlt sich bei dem Thema etwas falsch an zu schreiben) angenehm liest und für mich einen richtigen Sog entwickelte, so dass ich förmlich durchgerauscht bin. Wer also gerade (auch) in einer Leseflaute steckt: This is your book! Absolutes Jahreshighlight für mich. Ich mochte, dass Grace nicht “das perfekte Opfer” ist und ihre Macken hat, konnte viele ihrer Ängste und Empfindungen nachvollziehen und habe total mit ihr mitgefiebert, ob sie ihre Gerechtigkeit bekommt. Kritisch betrachtet hätte aber das “vorher” für mich vielleicht eeeeeetwas kürzer ausfallen können, denn obwohl man vom Klappentext schon weiß, dass es sich um einen MeToo-Roman handelt, dauert es etwas, bis man dort angelangt. (4,5/5)

“Zum ersten Mal seit wir uns kennen, bin ich diejenige, die die Macht hat, sein Glück zu zerstören. Und diese Macht manifestiert sich in den Worten, die, sobald ich sie ausspreche, im Raum stehen werden, wo andere sie für sich beanspruchen, darüber streiten und urteilen können. Danach wäre ich für den Rest der Welt nie mehr als etwas anderes, als Ables Opfer.” (S. 307)