Rückkehr ins Rampenlicht?

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throughmistymarches Avatar

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Grace Turner, einst ein Kinderstar und dem Filmgeschäft und v.a. ihrem „Entdecker“ ausgeliefert, kämpft in „Das Comeback“ um ihre Rückkehr. Leider konnte mich der Roman trotz der eigentlich spannenden & aktuellen Thematik nicht überzeugen.

Die Autorin begann 2017 mit ihrem Roman, ließ jedoch den aufkommenden Weinstein-Skandal und die #MeToo-Bewegung außer Acht – eine unglückliche Entscheidung. Kurz nach der Veröffentlichung 2020 wurde auch der Machtmissbrauch in der Produktion von Kinder- und Jugendserien offengelegt. Diese Entwicklungen lassen den Roman, der sich viel mit Machtgefällen in der Filmindustrie beschäftigt, veraltet wirken. (Auch Anspielungen auf Britney Spears' „Absturz“ haben einen bitteren Nachgeschmack.)

Soziale Medien spielen kaum eine Rolle; stattdessen dominieren Klatschblätter und Paparazzi, wodurch der Roman endgültig wie ein Relikt aus den 2010er Jahren wirkt. Die Darstellung von Abel als Indie-Filmheld ist fragwürdig. Seine Kooperation mit Grace, u.a. an einer Reihe über Teenie-Auftragskiller, erweckt eher den Eindruck von großem Blockbuster-Kino. Angesichts des Erfolgs und Reichtums, den die beiden mit ihren Projekten erlangen, wird dieser Eindruck noch verstärkt.

Die Erzählweise leidet unter zähem Tempo und langen Dialogen, die die Handlung kaum voranbringen. Es scheint, als wolle die Autorin ein bereits bekanntes Geheimnis künstlich lange aufrechterhalten. Graces „Befreiungsschlag“, nachdem das Buch dann auch abrupt endet, fühlt sich eher wie eine Erleichterung für die Leser:innen an, als ein richtiger Wendepunkt für die Protagonistin. Trotz des vielen Unrechts, das ihr widerfährt, kam kaum echtes Mitgefühl auf. Graces Emanzipation bleibt zwischen den Zeilen verborgen. Die Beziehungen zu ihrer Familie, zu Dylan, ihrem Team sowie die merkwürdige Verbindung zu Emilia (die sehr viel Raum in der Erzählung einnimmt) bleiben zu oberflächlich und klischeebehaftet.

Leider ist auch die Übersetzung stellenweise holprig; die englischen Vorlagen einiger Formulierungen sind deutlich zu erkennen.

Insgesamt sehr schade, denn „Das Comeback“ hätte das Potenzial zu einem packenden und aktuellen Roman gehabt hätte.