Enttäuschend - blieb hinter den Erwartungen zurück

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barbarasbuecherbox Avatar

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Silvertjärn ist ein kleines Dorf. Nur gut eintausend Seelen leben dort bis in die fünfziger Jahre hinein – die meisten Familien von den Minen und dem Bergbau. Doch als der Bergbau eingestellt und die Minen geschlossen werden, rutschen viele der Einwohner in die Armut und die Alkoholsucht. Es gibt nur wenig Arbeit und noch weniger Geld.

Als dann ein Mann in die Stadt kommt – charismatisch und gutaussehend -, folgen die Einwohner diesem wie Schafe einem Hirten, in der Hoffnung, wieder ein wenig Licht in ihr Leben zu bekommen.

Sechzig Jahre später ist alles, was von dem Ort noch übrig ist, leere Häuser und ein Mythos über das spurlose Verschwinden über Nacht von eintausend Menschen und einem einzigen Säugling, der zurück gelassen wurde.

Was ist mit der Dorfgemeinschaft passiert? Wohin sind sie verschwunden? Und wieso wurde dieses eine Kind zurückgelassen?

Die junge Alice will eine Dokumentation darüber drehen und genau diese Fragen aufwerfen und, vielleicht, sogar beantworten. Doch angekommen in dem vermeintlich verlassenen Dorf, passieren plötzlich seltsame Dinge …



Äußerst gespannt war ich auf diesen Roman, der wie ein richtiger Found-Footage-Film in Buchform klingt (naja, nicht ganz, denn schließlich erfahren wir die Geschichte von Alice „live“ und nur die Vergangenheit durch gefundene Briefe). Ich wollte Spannung, unheimliche Geräusche in der Nacht, die Protagonisten nur geschützt durch eine dünne Zeltwand, Schatten, die hinter Häuserecken verschwinden und Gruppen, die sich – entgegen jeder Überzeugung, aber dafür schön klischeehaft (bei Horror habe ich kein Problem mit Klischees, finde sie oft sogar toll, fast nostalgisch) – trennen und einzeln plötzlich verschwinden und später, etwas weniger lebendig, wieder auftauchen. Ich wollte junge Menschen, die sich zanken und streiten, vielleicht sogar ein wenig sexuelle Spannung und am Ende einen Überlebenskampf, der mich zittern lässt.

Bekommen aber habe ich einen leidlich spannenden Roman, dessen Protagonisten mir vorkamen wie fünfzehn und die absolut farblos blieben. Streit gab es, ja, aber weder fühlte ich den Hass, noch kam es mir vor, als wäre er mehr als eine kindliche Zankerei zwischen Teenagern (was er eigentlich allerdings war, jedoch überhaupt nicht bei mir als wichtig ankam). Alice eingeschnappt, ein anderer mit Augenrollen, der Dritte roboterhaft fröhlich und hilfsbereit, mit einer absolut unnachvollziehbaren Wesensänderung im Verlauf der Story.

Das lag alles nicht daran, dass die genannten Gründe und Entwicklungen nicht wichtig oder nachvollziehbar gewesen wären, sondern einfach an dem leider sehr unausgegorenen Schreibstil, der keinerlei Mitgefühl oder Sympathie für die Figuren wecken konnte. (ich kann mich bereits jetzt an die Namen der anderen kaum noch erinnern)

Das hätte natürlich die Geschichte selbst wettmachen können (und die Storyline der Vergangenheit mochte ich sogar recht gerne, wobei ich hier jedoch nicht zu viel verraten will), jedoch wirkten die (leider nicht genug) unheimlichen Szenen aufgesetzt und kein bisschen dramatisch.



Leider für mich eine ziemliche Enttäuschung – trotz oder vielleicht wegen meiner großen Vorfreude.