Faszinierende Story

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jazebel Avatar

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Ich finde ja den Titel 'Das Dorf der toten Seelen' ein bissl trashig und meiner Meinung nach ist das Buchcover auch wirklich keine Augeweide, von der Farbgebung schaut es ein wenig aus wie ein Sitzbezug im Bus, also nicht eben schick.

Aber: damit hat es sich schon mit dem Gemecker! Selten war der Ausspruch 'don't judge a book by it's cover' so angebracht wie hier. Denn hier bekommt man einen wirklich unheimlichen Thriller serviert, der geschickt 2 Zeitebenen miteinander verknüpft.

In der 'heute' genannten Zeitlinie fährt Alice mit ihrem kleinen Team in das verlassene Dorf Silvertjärn, einem ehemaligen Bergarbeiterstädtchen. Sie wollen über die Geisterstadt eine Dokumentation drehen.

Die vergangene Zeitebene spielt in den letzten Atemzügen Silvertjärns. Man erfährt von der Schließung der Mine und der Hoffnungslosigkeit, die daraufhin in Silvertjärn Einzug hält.

In der Story macht sich durch das Dokufilm-Thema und das unheilvolle Setting sofort Blairwitch-Feeling breit, der neunmalkluge Leser weiß sofort: diese Dreharbeiten werden nicht gut enden. Und so kommt es dann auch...

Die Geschichte lebt von den sehr spannend ausgearbeiteten Charakteren. Jeder hat sein dunkles Geheimnis und Stück für Stück setzt sich in beiden Zeitebenen das Puzzle zusammen.

Dabei braucht es ein wenig Zeit, bis die Ereignisse wirklich zum rollen kommen, aber dranbleiben lohnt sich wirklich. In der 2. Hälfte überschlagen sich die Ereignisse, es ist richtig viel Tempo und Spannung drin.

Lediglich manche Zickereien im heute-Erzählstrang hätte man etwas abkürzen können, nicht alles davon war handlungsdienlich.

Alles in Allem aber ein wirklich sehr gutes Thriller-Debüt von Camilla Sten. Diese Autorin werde ich im Auge behalten.