Sehr empfehlenswert

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Alles was Alice bleibt, sind die Erzählungen ihrer Großmutter und ein paar Briefe. Sie ist wie besessen davon, die mysteriöse Geschichte des Dorfes Silvertjärn aufzudecken, in der 1959 fast 900 Menschen einfach spurlos verschwanden und nur "Schwachkopf- Gittas" Leiche an einem Pfahl gefunden wurde. Unter den Vermissten waren auch die Eltern und die Schwester ihrer Großmutter, der dieses Thema bis zu ihrem Tod keine Ruhe ließ.

Alice will einen Dokumentarfilm darüber drehen und bricht mit vier anderen auf, um Material dieser Geisterstadt zusammenzutragen. Es konnte niemals geklärt werden, was damals in Silvertjärn geschah. Doch der Ausflug dorthin bringt nicht nur die ersehnten Erkenntnisse, sondern fordert auch Opfer.

Zitat P. 3814:
Ich wollte doch nichts anderes als eure Geschichte erzählen, denke ich. Ich wollte doch nur wissen, was damals passiert ist. Was war so falsch daran?

Der Beginn des Buches erinnert ein wenig an "Blair Witch Project": eine Gruppe von jungen Leuten, die eine verlassene Stadt aufsucht und über ihre Empfindungen dabei berichtet.
Die einzelnen Teile des Buches sind jeweils ein Tag der 5 Tage Aufenthalt in Silvertjärn, die wiederum in angenehm kurze Kapitel unterteilt sind. Während der Anfang noch etwas "trocken" ist, bekommt man schließlich Gänsehaut, als die familiären Beziehungen zu den vermissten Personen und des jetzigen Teams deutlich werden. Es häufen sich mysteriöse Vorkommnisse, die von der Autorin gekonnt in einer besonderen Atmosphäre wiedergeben werden.

Während der aktuellen Geschichte springt Camilla Steen immer wieder in die Vergangenheit und gibt Einblicke in das, was sich wirklich ereignete, aus Sicht der Urgroßmutter von Alice wieder. Mehrmals schafft es die Autorin, einen auf falsche Fährten zu bringen. Ich war mir lange unsicher, ob es sich hier um eine Geistergeschichte handelt, doch die Auflösung ist dann realistisch und in ihrer Grausamkeit fast nicht zu überbieten. Doch bleibt auch ein Hauch von Bestimmung, Schicksal und Glaube.

Camilla Steen ist hier eine sehr gut konstruierte Geschichte gelungen, die genau die richtige Mischung aus Mystik und Realität beinhaltet. Die letzten Kapitel haben mich sehr emotional berührt und ließen mich traurig und schockiert zurück.

𝗣𝗲𝗿𝘀𝗼̈𝗻𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲𝘀 𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: Ein Cold Case, dessen Wahrheit erst nach vielen Jahren an die Oberfläche gelangt und gekonnt atmosphärisch daherkommt. Ein absolut gelungenes Debüt.