Solider Thriller mit Luft nach oben

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r.e.r. Avatar

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Ein Dokumentarfilmteam macht sich auf in einen entlegenen Winkel Schwedens. Das Dorf Silvertjärn in den abgelegenen Wäldern Norrlands hatte vor über 60 Jahren für Schlagzeilen gesorgt. An einem heißen Augusttag 1959 verschwanden alle Einwohner der Bergarbeitersiedlung spurlos. Die Polizei fand damals nur den toten und geschundenen Leib einer Frau auf dem Marktplatz und einen schreienden Säugling im Krankenzimmer der Schule. Die Filmhochschulabsolventin Alice möchte nun den vergessenen Mythos wieder zum Leben erwecken und das Rätsel um die verschwundenen Bewohner vielleicht sogar lösen. Aber kaum angekommen, scheinen sich die Geister des unbewohnten Dorfes gegen die Ankömmlinge zu verschwören. Oder sind es gar keine Geister, die auf unheimliche Weise die Arbeit des Filmteams sabotieren?

Ich habe „Das Dorf der toten Seelen“ mehr aus Neugier auf die Autorin denn aus Neugier auf die Geschichte gelesen. Die Krimis von Viveca Sten lese ich immer wieder mit großem Vergnügen. Ebenso wie ich die aus den Romanen adaptierte Fernsehserie sehr gerne sehe. Wenn nun die Tochter ebenso großes Schreibtalent hat wie die Mutter, dachte ich mir, dann kann das kein schlechtes Buch sein. Und das war es auch nicht. Das Debut von Camilla Sten ist gut geschrieben und spannend. Der Thriller beschert einem keine schaudernden Alpträume, hat aber durchaus Gruselpotential.

Camilla Sten erzählt aus drei Ich-Perspektiven in unterschiedlichen Zeitebenen. Alice, die Filmemacherin, steht für das Heute. Elsa, eine Bewohnerin des Dorfes, für das Damals. Und die Briefe der jungen Aina an ihre Schwester in Stockholm, bieten eine weitere Sicht auf die Geschehnisse im Jahr 1959. Zusammengenommen liest sich das flüssig und kurzweilig. Die Figuren bleiben leider ein bisschen oberflächlich, was an der Kürze des Romans liegt. Er ist eher auf Tempo ausgelegt, nicht auf Tiefe.

Insgesamt habe ich „Das Dorf der toten Seelen“ aber in einem Rutsch gelesen und mich dabei gut unterhalten gefühlt. Das Sprichwort „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ passt hier jedenfalls. Camilla Sten hat das Schreib-Gen ihrer Mutter augenscheinlich geerbt und man kann sicher noch viele gute Bücher von ihr erwarten.