Spannung und Gänsehaut pur trotz kleiner Schwächen

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In ihrem Debüt „Das Dorf der toten Seelen“ nimmt die Autorin Camilla Sten den Leser mit an einen schaurigen und doch auf unheimliche Weise anziehenden Ort namens Silvertjärn. In diesem einsamen Grubenort im schwedischen Norrland fernab von jeglicher Zivilisation verschwanden vor 60 Jahren über Nacht sämtliche Dorfbewohner spurlos. Niemand fand heraus, was damals geschehen ist. Doch nun soll das Geisterdorf Schauplatz eines Dokumentarfilms werden, den die junge Filmstudentin Alice Lindstedt gemeinsam mit ihrem Team drehen möchte. Kaum sind sie jedoch in Silvertjärn angekommen, geschehen unheimliche Dinge. Ist der Ort doch nicht so verlassen, wie es scheint?

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen „Damals“ und „Heute“. Einerseits wird die Geschichte von Alice’ Urgroßmutter Elsa erzählt, welche zur Zeit des Verschwindens der Dorfbewohner in Silvertjärn gewohnt und daher die Geschehnisse im Dorf miterlebt hat. Auf der anderen Seite stehen Alice und ihr Filmteam, welche im Rahmen eines Crowdfunding-Projekts eine Dokumentation über den Ort drehen wollen. Dieser Film liegt insbesondere Alice sehr am Herzen, da sie durch ihre Großmutter, welche Silvertjärn kurz vor dem Verschwinden verlassen hat, viel über den Ort erfahren hat und nun nach all den Jahren endlich Licht ins Dunkel der Ereignisse bringen möchte.
Die treibenden Charaktere dieser Geschichte sind eindeutig Alice und ihre Urgroßmutter Elsa. Über sie erfährt der Leser sehr viel und ich konnte mich gut in die beiden hineinversetzen. Die anderen vier Mitglieder des Filmteams sowie die restlichen Bewohner von Silvertjärn bleiben hingegen leider etwas blass. Über die meisten Charaktere erfährt man - bis auf einzelne Ausnahmen - nur am Rande etwas und so bleiben ihre Gedanken und Motive überwiegend im Dunkeln.

Die schaurige Geschichte rund um den verlassenen Grubenort hat mich vom Prolog an gefesselt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Stellenweise bin ich nur so über die Seiten geflogen, da ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht und wer hinter den mysteriösen Geschehnissen steckt. Die unheimliche Atmosphäre des verfallenen Dorfes mit seinen verlassenen Häusern, welche nach all der Zeit noch voller persönlicher Gegenstände der ehemaligen Bewohner sind, wird so detailliert und greifbar beschrieben, dass ich stets das Gefühl hatte, gemeinsam mit Alice und den anderen die Orte zu erkunden und nach Hinweisen zu suchen. Als dann auch noch merkwürdige Geräusche aus den Walkie-Talkies kommen und sich beängstigende Vorkommnisse häufen, steigt die Spannungskurve noch einmal an. An einigen Stellen habe ich mich dann auch wirklich gegruselt.

Insgesamt konnte mich das Debüt von Camilla Sten bis auf wenige Ausnahmen überzeugen. Einige Charaktere hätten noch etwas besser ausgearbeitet sein können und auch bei der Auflösung am Ende bleiben kleinere Logiklücken. Da dies mein Lesevergnügen jedoch nicht wesentlich geschmälert hat, vergebe ich schließlich 4 Sterne! Ich freue mich schon darauf, mehr von der Autorin zu lesen.