Typisch skandinavischer Thriller mit Gänsehautgarantie

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Alice Linstedt plant einen Dokumentarfilm über die ehemalige Bergarbeitersiedlung Silvertjärn, Schwedens einzige Geisterstadt, zu drehen. In 1959 verschwanden hier alle 900 Einwohner, unter bis heute ungeklärten Umständen, von einem Tag auf den anderen, nur ein Säugling wurde gefunden. Alice hat einen biografischen Bezug zu Silvertjärn, denn ihre Großmutter ist dort aufgewachsen und kurz vor dem Verschwinden der Bewohner fortgezogen. Nun kommt sie mit ihrem vierköpfigen Team zu Probeaufnahmen in den verfallenen Ort, in der Hoffnung herauszufinden, was damals geschehen ist.
Doch kurz nach der Ankunft geschehen unheimlichen Dinge, die ihnen das Gefühl geben, nicht allein in dem verlassenen Ort zu sein. Ihre Handys haben hier keinen Empfang und so sind sie von der Außenwelt abgeschnitten, als ein Teammitglied spurlos verschwindet und ein anderes ermordet wird. Werden sie den Ort je wieder lebend verlassen?

Nach der Leseprobe hatte ich hohe Erwartungen, die nicht enttäuscht wurden. Ich war von Anfang an gefesselt von der Geschichte. Der Schreibstil von Camilla Sten war für einen Erstling sehr fesselnd und angenehm zu lesen, so dass ich das Buch kaum zur Seite legen wollte. Sie erzählt sie Handlung auf zwei Zeitebenen, die sich abwechseln - heute und damals (1959), die sie sehr geschickt miteinander verwoben hat.

In der Gegenwart folgen wir Alice und ihrem Team bei ihrer Erkundung des verlassenen Dorfs und haben durch die Ich-Pespektive das Gefühl hautnah dabei zu sein. Die unheimlichen Dinge, die passieren, sorgten bei mir für so manche Gänsehaut, ebenso wie die düstere Atmosphäre des verfallenen Dorfes. Außer Alice hat auch ihre psychisch angeschlagene Freundin Tone einen biografischen Bezug zum Dorf, denn ihre Mutter war der überlebende Säugling von damals. Als sie plötzlich verschwindet, beginnt die Situation zu eskalieren. Es war sehr spannend zu verfolgen, wie sich aus dem anfangs harmlosen Filmprojekt ein Kampf ums Überleben entwickelte.

Der andere Erzählstrang schildert die Geschehnisse in 1959 aus der Sicht von Alices Urgroßmutter Elsa und durch Briefe von ihrer Tochter Aina, die diese an ihre Schwester (Alice Großmutter) schrieb. So erfährt man häppchenweise was damals wirklich geschah. Die meisten Sympathien hatte ich für Elsa, die für ihre Zeit eine sehr starke Frau war, hilfsbereit und stets mit einem offenen Ohr für die Probleme der anderen Dorfbewohner. Sie kümmert sich rührend um eine Außenseiterin im Dorf, selbst gegen die Widerstände der Dorfbewohner und des neuen Pfarrers. Diese Rückblenden fand ich besonders fesselnd.
Die Auflösung war für mich überraschend, schlüssig und nachvollziehbar, auch wenn nicht alles erklärt wurde.

Camilla Sten ist ein spannender und düsterer Thriller mit leichten Horrorelementen ganz in der skandinavischen Tradition gelungen. Mir hat er sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf weitere Bücher von ihr.