Was geschah vor 60 Jahren...?

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rinoa Avatar

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Einst war Silvertjärn ein schönes beschauliches Städtchen, bis 1959 sämtliche Bewohner außer einem kleinen Säugling plötzlich spurlos verschwanden. Seither steht Silvertjärn leer, dem Verfall preisgegeben und nahezu vergessen. Das Rätsel um das seltsame Verschwinden der Bewohner, das bis heute nicht gelüftet ist, lässt die junge Alice, die gerade die Filmhochschule abgeschlossen hat, nicht los - denn auch die Familie ihrer Großmutter war davon betroffen.
Gemeinsam mit einer kleinen Crew macht sich Alice auf nach Silvertjärn, um einen Dokumentarfilm über das fast vergessene Städtchen zu drehen und vielleicht auch dessen Geheimnis zu lüften…

Schon lange fasziniert mich die Thematik der „verlassenen Orte“ und ich habe auch bereits Einiges darüber gelesen. Ich weiß nicht genau, was mich an diesem Thema so fesselt, aber die Vorstellung, dass es Orte gibt, die von ihren Bewohnern verlassen werden mussten - vielleicht auch überstürzt oder ungewollt -, die mit der Zeit langsam verfallen, aber immer noch von ihren einstigen Bewohnern zeugen, berührt mich einfach sehr.

So auch in Camilla Stens Erstling „Das Dorf der toten Seelen“. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, eine gespenstische und gruselige Atmosphäre von Silvertjärn aufzubauen und ich konnte mir die kleine Stadt bzw. was davon übrig geblieben ist bildlich vorstellen. Auch der Schreibstil hat dazu beigetragen, dass ich schnell in der Geschichte drin war.
Diese ist in „Damals“ und „Heute“ unterteilt, gespickt mit einigen Briefen, die Alices Großmutter (die zu der Zeit des Verschwindens nicht mehr in Silvertjärn wohnte) von ihrer kleinen Schwester erhalten hat. So erfährt der Leser nach und nach, was damals geschehen ist und wie Alice und ihre Begleiter 60 Jahre später nach Antworten suchen.

Mir haben besonders die Passagen zur Vergangenheit sehr gut gefallen. Diese waren spannend, aber auch erschütternd und aufwühlend und alles in allem rundum stimmig.
Die Gegenwart rund um Alice fand ich dagegen nicht ganz so gelungen, was zunächst sehr an Alice selbst lag, die mir einfach teilweise zu anstrengend war, wenn ihr Verhalten auch in Teilen und im Laufe der Lektüre erklärlicher wird. Aber auch die Geschehnisse und Erlebnisse der Filmcrew in Silvertjärn waren mir etwas zu dick aufgetragen und am Ende ein wenig unglaubwürdig.

Alles in allem hat mir „Das Dorf der toten Seelen“ jedoch sehr gut gefallen, es war fesselnd, spannend, unterhaltsam und kurzweilig.