... wo sind alle hin ...

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Das Dorf der toten Seelen

Camilla Sten wurde 1992 geboren und studiert an der Universität Uppsala Psychologie. Sie interessierte sich schon früh für Politik und schreibt Artikel über Feminismus, Rassismus und das aktuelle politische Klima für diverse schwedische Zeitungen. Gemeinsam mit ihrer Mutter, der Bestseller-Autorin Viveca Sten, schrieb sie bereits mehrere Bücher. »Das Dorf der toten Seelen« ist ihr Thrillerdebüt. Quelle

Erster Satz: „Es war so drückend heiß an diesem Augustnachmittag, dass selbst der Fahrtwind, der durch die heruntergekurbelten Seitenscheiben ins Innere des Polizeiwagens drang, kaum Linderung brachte.“

Klappentext:
Alice Lindstedt hat gerade die Filmhochschule in Stockholm abgeschlossen und plant, ihren ersten Dokumentarfilm zu drehen: über Silvertjärn, einen abgelegenen Grubenort im Wald von Norrland. Vor 60 Jahren verschwanden unter ungeklärten Umständen alle Bewohner von einem Tag auf den anderen. Kurz zuvor zog ihre Großmutter von dort weg. Alice will herausfinden, was damals geschehen ist. Mit ihrem Team bricht sie zu dem einsamen Ort auf. Doch bald geschehen seltsame Dinge. Die Handys haben keinen Empfang, im Walkie-Talkie ist ein heiseres Lachen zu hören. Und kurz darauf ist der erste aus dem Team tot. Wer ist außer ihnen noch in Silvertjärn? Was ist damals passiert? Und vor allem: Werden Sie diesen grausamen Ort lebend verlassen?

Cover:
Das Cover finde ich sehr passend und es hat mich direkt angesprochen. Es ist relativ schlicht gestaltet. Man blickt auf ein Dorf und es wirkt, als würde man den Ausschnitt auf einem Video sehen, das etwas unsccharf ist. Dazu ganz klar und deutlich der Titel in weiß und leicht verschwommen. Sehr schlicht, aber genau das gefällt mir so gut. Mich hat es neugierig gemacht und ich wollte sofort die Geschichte erfahren.

Meinung:
An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank an HarperCollins Germany für das Rezensionsexemplar.

Die Geschichte wird uns aus zwei verschiedenen Erzählsträngen geschildert. Zum einen erfahren wir die Geschichte im „Heute“ aus Sicht von Alice Lindstedt, die gerade die Filmhochschule in Stockholm abgeschlossen hat und nun ihren ersten Dokumentarfilm plant - über das Dorf Silvertjärn. Zudem erfahren wir die Geschichte im „Damals“ aus Sicht von Elsa. Sie war nicht nur Alice Ur-Großmutter, sondern war hautnah dabei, als die seltsamen Vorkomnisse in Silvertjärn passierten.
Ich muss gestehen, dass ich mit Alice als Erzählstimme ein wenig meine Probleme hatte. Sie hat in ihrem Leben schon einige Hürden überwunden und ist nicht unbedingt ein einfacher Mensch. Mit anderen tut sie sich etwas schwer und in das Filmprojekt steckt sie wortwörtlich alles was sie hat. Fast schon obsessiv stürzt sie sich in die Vorbereitung und in die Dreharbeiten vor Ort, ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken. Erst, als es schon fast zu spät ist, hat sie eine Einsicht. Doch zu welchem Preis?
Elsa war dagegen eine Protagonistin, mit der ich gut zurecht gekommen bin. Sie packt die Dinge an, lässt sich nichts sagen und versucht alles, um ihre kleine Familie und ihr Dorf zusammenzuhalten. Erst ganz am Ende klärt sich alles auf und wie die Erzählungen zusammenhängen. An dieser Stelle will ich gar nicht so genau darauf eingehen, um euch nicht zu spoilern. Die Autorin hat die Charaktere wirklich authentisch, individuell und vielschichtig gezeichnet. Und obwohl ich nicht mit allen warm geworden bin, waren sie für die Dynamik der Geschichte genau richtig.

„Beim Anblick des Marktplatzes bin ich schockiert, obwohl ich weiß, was mich dort erwartet. Die schwarz verkohlten Autoteile und die verbrannte Vegetation haben dem Ort eine offene Wunde zugefügt.“ Das Dorf der toten Seelen

Die Thematik des Buches hat mich sehr angesprochen, obwohl ich sonst nicht unbedingt zu den Thrillerlesern gehöre. Ein ganzes Dorf, das innerhalb einer Nacht spurlos verschwindet, ein Kamerateam, das die Suche viele Jahre aufnimmt und merkwürdige Ereignisse, die sowohl in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart das Leben aller bedrohen. Zu Beginn des Buches hatte ich immer den Vergleich zu „The Blair Witch Project“ im Kopf und tatsächlich gibt es leichte Parallelen. Das Buch startet direkt mit einer drückenden und düsteren Atmosphäre, die auch bis zum Ende erhalten bleibt. Man fiebert und rätselt, was damals passiert ist und was aktuell passiert. Wo sind die Dorfbewohner? Was ist damals passiert? Warum wurde eine Frau verbrannnt? Immer neue Spuren und Informationen kommen hinzu, sodass nicht nur Alice ins Zweifeln gerät, sondern auch der Leser bis zum Schluss nicht genau weiß, was wirklich los ist. Allerdings kam für mich weniger Spannung auf, als ich erwartet hatte und auch die unerklärlichen Ereignisse konnten mich nicht vollkommen überzeugen. An dieser Stelle will ich auch nicht zu genau darauf eingehen, um euch nicht zu spoilern.

Den Schreibstil der Autorin kannte ich noch nicht und ich muss sagen, dass er mir ganz gut gefallen hat. Ihr Schreibstil ist sehr authentisch und bildhaft. Von der ersten Seite an ist die Atmosphäre bedrückend und schwer. Die Frage nach „Was ist in Silvertjärn passiert?“ liegt in der Luft und man fiebert hin und bangt wirklich geschehen ist und wie alles zusammenhängt. Zusammen mit Alice und ihrem Team erleben wir, was sie in Silvertjärn erwartet und erfahren endlich, was vor vielen Jahren in dem Dorf passiert ist. Für meinen Geschmack gab es ein paar Längen und die erhoffte Spannung konnte mich nicht im ganzen Buch abholen. Auch das Ende war für mich persönlich zwar rund, aber nicht die Auflösung, die ich erwartet hatte.

„Das Dorf der toten Seelen“ war für mich ein solider Thriller, der vor allem mit seinem einnehmenden Setting und der drückenden und schweren Atmosphäre überzeugen konnte. Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, der herausfinden will, was wirklich in Silvertjärn passiert ist. Wagt das Abenteuer und begleitet Alice hinein in das Dorf der toten Seelen.

Lg, Levenya

Meine Wertung:
♥♥♥♥♥

Vielen DANK für ein Rezensionsexemplar!