Dystopie in Deutschland mit zu vielen Mängeln

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»Das Dorf – Finsterzeit« erzählt von einem zukünftigen Deutschland, in dem die Energiewende weiter vorangetrieben wurde und viele Menschen in Armut verfielen, bis schließlich eine terroristische Gruppierung das Stromnetz dauerhaft zum Zusammenbruch brachte. Vertrieben aus ihren Häusern müssen sich Lara und Thomas auf ihrem Weg zu einer sicheren Zuflucht, die Thomas' Großvater erbaute, gegen Plünderer und andere Gefahren durchsetzen. Sie finden Unterschlupf in einer provisorischen Dorfgemeinschaft, von wo aus sie ihr weiteres Vorgehen planen, denn der Winter kommt und ihr Überleben kann nur durch das Erreichen der gut versorgten und abgeriegelten Festung garantiert werden.
Deutschland als Schauplatz finde ich immer spannend und ich wollte erfahren, was genau so schrecklich schief ging in dem Debüt von Sandra Toth.
Zu Beginn war ich begeistert vom Schreibstil der Autorin und die erste Szene packte mich direkt. Lara und Thomas sind auf der Flucht vor einer bewaffneten Horde. Zusätzlich erfährt man in zwei weiteren Perspektiven, wie ein Mann namens Viktor ein leer gefegtes Dorf findet und dort eine Gemeinschaft errichtet und außerdem lernt man noch Thomas' Vater Walter kennen, der mit dem Rest der Familie hinter den Mauern einer gut ausgestatteten Anlage lebt. Thomas Großvater war schon lange Zeit von einem Zusammenbruch der Zivilisation überzeugt und investierte viel Geld in eine Einrichtung, die sich selbst versorgen und völlig autark existieren kann.
Leider musste ich schnell feststellen, dass sämtliche Figuren nicht sonderlich überzeugend aufgebaut sind. Alle sind entweder unheimlich gute, mutige, talentierte Menschen oder richtige Fieslinge, mir konnte aber nichts davon glaubhaft verkauft werden. In Viktors Gruppe beispielsweise läuft alles wie am Schnürchen, total unrealistisch. Speziell bei Lara hatte ich oft den Eindruck, dass die handelnde Lara nicht dieselbe ist, die mir die Erzählstimme verkaufen will. Auch Thomas macht merkwürdige, undurchsichtige Entwicklungen im Laufe des Buches durch. Bei mir entstand der Eindruck, als hätte er keinen Charakter.
Die Autorin nutzte ihre Wortgewandheit dazu, mir vorzugeben, wie ich eine Person oder Situation einzuordnen habe, statt die Charaktere handeln zu lassen und mich mein Urteil selbst fällen zu lassen.
Enttäuscht hat mich außerdem, dass die Hintergründe, die zum Zusammenbruch führten, nicht ausreichend erklärt wurden. Bei mir entstand der Eindruck, dass sich die Autorin keine tiefer gehenden Gedanken darüber gemacht hat und deshalb erscheint es mir unplausibel.
Dadurch, das viel nur beschrieben aber nicht direkt von mir als Leser miterlebt wird, verlor das Buch schnell an Spannung. Ich finde, Sandra Toth kann grundsätzlich mit Worten umgehen und sie sollte weiter machen, aber sie braucht noch mehr Übung. Ihr Erstlingswerk konnte sein Potential leider nicht ausschöpfen, weshalb ich die Reihe auch nicht zu Ende lesen werde.