Eine interessante Dystopie, die den Aspekt der Menschlichkeit betrachtet. Ein guter Anfang

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ava_lon Avatar

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Inhalt
Lara und Thomas stehen fassungslos vor den Trümmern ihrer Zeit. Die erbarmungslos vorangetriebene Energiewende hat das Land in Arm und Reich gespalten, das Stromnetz ist zusammengebrochen. Hunger, Gewalt und Mord sind an der Tagesordnung - alle sind auf der Flucht.

Doch es gibt einen vermeintlich sicheren Ort, eine Festung, die schon vor dem Zusammenbruch erbaut wurde und geschützt vor den katastrophalen Zuständen im Land zu sein scheint. Diesen Ort zu erreichen, ist das Ziel des jungen Paares, die einzige Hoffnung eines gesamten Dorfes und die letzte Chance eines Mannes, wieder mit seiner Familie vereint zu sein.

Auf dem Weg dorthin geht es um Leben und Tod – und letztendlich auch um die einzige Chance auf eine Zukunft für Lara und Thomas...
Cover
Das Cover gefällt mir nicht so gut und in der Buchhandlung wäre ich eher daran vorbeigegangen. Irgendwie fand ich es zu banal, kein Hingucker. Den Klappentext fand ich da schon interessanter und da mein Herz auch für Dystopien schlägt, habe ich mich intensiver damit beschäftigt.
Was mir auch nicht so gut gefällt sind immer wieder die Vergleiche, die zu bereits auf dem Buchmarkt bestehenden Pageturner gezogen werden. Die Vergleiche mit „Panem“, „Die Bestimmung“ und „Maze Runner“ finde ich eher hinderlich. Jedes Buch hat seinen eigenen Charakter und dieser Charakter sollte nach außen dargestellt werden. Hier wird durch die Werbung der Charakter des neuen Buches bereits festgelegt und als Leserin bin ich dann sehr schnell enttäuscht, wenn dieser Vergleich hinkt.
Mein Eindruck
Die Geschichte besteht zunächst aus drei verschiedenen Handlungssträngen. Dazu gehört das Paar Thomas und Lara, die Dorfgemeinschaft um Victor und die Festung unter der harten Führung von Friedrich.
Zunächst lernt man Lara und Thomas kennen. Sie sind beide noch sehr jung und recht unterschiedlich geprägt durch ihre Kinder- und Jugendzeit. Lara stand ich etwas zwiegespalten gegenüber, denn ihre Kinder- und Jugendzeit hat von ihr sehr viel Verantwortung mit der Pflege der Großmutter abverlangt. Passagenweise zeigt sich das Bild einer tatkräftigen jungen Frau und dann wiederum das Bild eines störrischen Esels, der die Außenwelt aus dem eigenen Fokus ausgeschlossen hat. Lara wirkt häufig sehr weinerlich und klagend, wie ein typisches Opferlamm, welches seine gewohnte Umgebung nicht verlassen will. Den Zusammenbruch der Welt schließt sie fast gänzlich aus ihrem Blickfeld aus. Sie wirkt dadurch recht kindlich. Thomas dagegen ist ernsthaft und überlegt, er braucht sehr viel guten Willen, um Lara dahin zu bringen ihre Heimat zu verlassen. Im späteren Verlauf sieht man auch bei ihm zwei Seiten, eine liebevolle gegenüber Lara und eine harte abgegrenzte Seite ohne jegliches Gefühl.
Parallel dazu erlebt man als Leser den Despot Friedrich der mit Erpressung, Gewalt und harten Strafen seine Festung befehligt. Währenddessen das Dorf unter Victor eine partnerschaftliche Oase der Gemeinschaft ist.
In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Protagonisten und Lara sowie Thomas sind das Bindeglied zwischen dem Dorf und der Festung.
Der Schreibstil ist sehr gut und das Buch liest sich auch recht schnell, allerdings fehlte mir irgendetwas, um mit den beiden Protagonisten Lara und Thomas warm zu werden. Ich fand es interessant und spannend, aber auch nicht besonders bewegend. Mir fehlten einfach einige weitere Informationen zu dieser Welt, zu den chaotischen Zuständen und zu den Regierungen. Es war für mich eine Welt ohne alles – kein System, kein Machtanspruch, keine Entwicklungen. Für mich fehlte das große Ganze, wer hatte den Umsturz verursacht und welche Ziele stecken dahinter. Eine Reduzierung der Welt auf lediglich 2 Gemeinschaften und die einzelnen Flüchtenden fand ich dann doch zu wenig. Auch fehlte mir eine intensivere Beschreibung der Gefühlswelten der Betroffenen. Es kam mir eher vor wie ein Draufsehen, was kann es alles an Reaktionen geben. Da das Buch nur 280 Seiten umfasste, wären ein paar weitere Seiten hierzu im Rahmen des Möglichen gewesen.
Fazit
Eine interessante Dystopie, die ausschließlich den Aspekt der Menschlichkeit betrachtet. Wie gehen Menschen mit einer Ausnahmesituation um, die sich zu einem Dauerzustand entwickelt. Wo es Phasen gibt in denen sich Macht und Ohnmacht ablösen.