Die stille Suche

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lulia Avatar

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Die ersten Seiten von Das Dream Hotel sind wie das Einchecken in ein fremdes Leben: man kennt die Sprache, aber nicht den Tonfall. Laila Lalami führt uns mit feiner Hand in eine Welt, die nicht laut beginnt sondern tastend, wie ein Gedanke, der sich erst formt.
Die Figuren, die sich in diesen ersten Seiten zeigen sind nicht vollständig gezeichnet, aber sie werfen Schatten, die tief reichen. Sie sind nicht "greifbar" im klassischen Sinne sondern schimmern wie Silhouetten im Dunst der Vergangenheit. Man spürt, dass sie etwas mit sich tragen, das nicht sofort ausgesprochen werden kann und vielleicht auch nicht soll. Man spürt hier geht es nicht nur um Handlung, sondern um das, was darunter liegt und um das, was nicht gesagt wird.
Laila Lalami schreibt nicht laut sondern mit einer stillen Intensität, die sich wie Nebel um die Gedanken legt. Sie lässt Raum für das, was zwischen den Zeilen lebt. Ihre Sprache ist klar aber nie kühl. Sie trägt Wärme, auch wenn sie von Verlust spricht. Lalami versteht es Spannung nicht durch Ereignisse sondern durch Fragen zu erzeugen. Wer sind wir wenn niemand hinsieht? Was bleibt von uns wenn wir unsere Geschichte nicht erzählen dürfen? Die ersten Seiten sind wie ein leiser Ruf nach Zugehörigkeit und gleichzeitig ein vorsichtiges Abtasten der Grenzen zwischen Wahrheit und Konstruktion. Man liest und gleichzeitig erinnert man sich an eigene Orte, eigene Verluste und die eigenen Träume. Besonders ist ist die stille Spannung zwischen Zugehörigkeit und Fremdheit.
Die ersten Seiten sind wie ein langsames Eintauchen in eine Atmosphäre, die sich nicht erklären lässt sondern erfahren werden muss. Es ist als würde man durch einen langen Flur gehen, Türen passieren, Stimmen hören und sich fragen, welche davon die eigene ist.