Düstere Zukunftsprognose

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leseclau Avatar

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Sara erlebt einen Alptraum. Auf dem Rückweg einer Dienstreise wird sie plötzlich angehalten, denn ihr Risikowert für potentielle Straftaten ist erhöht. Plötzlich findet sie sich in einem Einbehaltungszentrum wieder, nahezu ohne Rechte, karg, eingeschlossen und vor allem abgetrennt von ihrer Familie und ihrem alten Leben.

Laila Lalami schafft es am Beispiel von Sara und einigen ausgewählten anderen Einbehaltenen die Stimmung an diesem Ort hervorragend zu zeichnen. Wie sie alle unter Verdacht stehen und es trotz engmaschiger Überwachung Freundschaften gibt. Wie versucht wird, Lücken auszunutzen und wie dafür gebüßt wird.

Doch nicht nur das Verhalten, sondern die seelische Verfassung der Frauen steht im Vordergrund. Ungläubigkeit, Zuversicht, Resignation, Wut und Verzweiflung bis sie sich schließlich anpassen aus Angst vor weiteren Repressalien („Sie hat so gut gelernt, eine neutrale Maske aufzusetzen, dass sie befürchtet, diese Maske könnte eines Tages ihr einziges Gesicht sein.“ S. 212). Das mitzuerleben macht wütend und traurig zugleich.

Auf den knapp 500 Seiten gibt es äußerst wenig Wiederholungen, vielmehr wird die Geschichte der Sara immer weiterentwickelt. Das fand ich großartig, befürchtete ich doch, dass die Geschichte sich irgendwann auserzählt.

Während des Lesens fragte ich mich immer, wie weit bzw. nah wir tatsächlich an den technischen Möglichkeiten sind, die im Buch beschieben erzählt werden. Was passiert, wenn Träume wirklich ausgelesen werden können? Wer darf überhaupt solche Daten nutzen? Wie sehr wollen wir uns überwachen und beeinflussen lassen von der Technik? Laila Lalami wirft diese Fragen durch das Handeln und Denken ihrer Protagonistinnen auf. Nie erzählt sie mit erhobenem Zeigefinger. Gerade das macht das Buch so eindringlich. Bei mir jedenfalls wirkt es lange nach.