Dystopie mit aktueller Thematik

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Laila Lalami führt uns in eine nicht allzu weit entfernte Welt (ca. 2040), in der die heute schon vorhandenen Optimierungs-, Überwachungs- und Kontrollsysteme weiterentwickelt wurden. Unter anderem gibt es ein Implantat, das den Schlaf und somit Gesundheit und Leistungsfähigkeit verbessert. Dieses Implantat "Dreamsaver" hat sich Sara einsetzen lassen und das wird ihr nun zum Verhängnis. Die mit Dreamsaver gewonnenen Daten werden mit weiteren Informationen aus Kameras, sozialen Netzwerken , Suchanfragen, Krankheitsgeschichten, familiären Beziehungen, etc. kombiniert und ein Algorithmus ermittelt ihre Risikobewertung.
Sara hat kein Verbrechen begangen, es wurde nur errechnet, dass sie ihren Mann gefährden könnte. Da sie nichts getan hat, ist sie nicht im Gefängnis sondern FUB= frei, unter Beobachtung. Mit anderen "Einbehaltenen" soll sie 21 Tage im Madison unter Beobachtung verbringen.
Mit Freiheit hat der Aufenthalt im Madison allerdings wenig zu tun. Die Frauen werden rund um die Uhr von Kameras beobachtet und abgehört, sie können arbeiten (freiwillig, um ihren Wert zu verbessern), aber dies ist im allgemeinen harte Arbeit unter Zeitdruck. Daran verdienen aber die Betreiber der Anstalt nicht schlecht.
Am Anfang hofft sie noch auf baldige Entlassung, mit der Zeit verschwindet die Zuversicht.
Es ist ein langwieriger und mühseliger Lernprozess, bis sie begreift, das Anpassung und die Erfüllung der Erwartungen sie keinen Schritt weiterbringen.
Das Buch wird überwiegend aus Saras Perspektive erzählt. Einmal in der Mitte gibt es einen anderen Blickwinkel, wir sind bei einer Mitarbeiterin von Dreamsaver, die eine Studie im Madison macht.
Die Erzählung begleitet überwiegend den eigentlichen Handlungsverlauf, es werden aber auch Sitzungsprotokolle, offizielle Verlautbarungen, Berichte, Memos und vor allem auch Träume von Sara eingebunden.
Alles wird ruhig erzählt, erzeugt aber ein Unbehagen, das Spannung entstehen lässt.
Das Buch greift auf, was uns aktuell beschäftigt: Überwachung und Kontrolle, Optimierung und Gleichschaltung, Freiheit der Gedanken.
Es warnt vor der Macht der Algorithmen und fordert uns auf, darüber nachzudenken, ob wir nicht auch schon manche Form der Überwachung zu bereitwillig akzeptiert und in unser Leben integriert haben. Wer weiß, wie und von wem, diese Daten ausgewertet werden? Wer garantiert uns, dass die aus diesen Daten gewonnenen Informationen nie missbraucht werden?

Fazit:
Das Buch ist eine Mischung aus Dystopie, persönlichem Drama und Gesellschaftskritik und ist in seiner Thematik sehr aktuell und nicht weit von unserer Realität entfernt.

Für welche Leser?
Das Buch zeigt eine gewisse thematische "Verwandtschaft" mit Büchern wie "1984" von George Orwell, "Der Circle" und "Every" von Dave Eggers oder auch "Das Institut für gute Mütter" von Jessamine Chan. Alle, die diese Bücher mochten, sind hier genau richtig.