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Dystopie mit erschreckend realen Themen

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Als Sara am Flughafen in LA bei der Einreise in Präventivhaft genommen wird muss sie erkennen, dass es nicht so einfach ist wie zunächst gedacht, ihre Unschuld zu beweisen. Denn als belastendes Material werden ihre Träume ausgewertet und die hat Sara nicht wirklich unter Kontrolle. Und so beginnt Saras Kampf gegen ein System, dass auf Kontrolle und Überwachung basiert und den Menschen Risikobewertungen zuordnet, um die Gesellschaft vor zukünftigen Straftätern zu schützen.
Es ist eine düstere Dystopie die Laila Lalami hier beschreibt. Wobei sich beim Lesen herausstellt, dass viele aktuelle Themen angesprochen werden, auch wenn die Realität zum Glück noch nicht ganz so erschreckend aussieht. Aber gerade wird in den USA unter Trump die Meinungsfreiheit und Pressefreiheit eingeschränkt und Einträge in Sozialen Medien gegen die Menschen verwendet. Außerdem beschreibt Sara Hussein, wie häufig sie allein auf Grund ihres Namens unter verschärften und willkürlichen Kontrollen leiden musste, was ja auch in Deutschland zunehmend von Menschen mit ausländischen Namen thematisiert wird. Auch wenn es noch keinen Dreamsaver gibt wie im Buch so ist doch durchaus der Gedanke, dass man mit Hilfe eines Implantats den Schlaf optimiert regulieren kann, für viele vielleicht sogar schon eine erstrebenswerte Erfindung. Lalami allerdings schildert die Gefahren in ihrem spannenden Roman, der an George Orwells 1984 oder den Minority Report erinnert.
Saras Geschichte wird nicht chronologisch erzählt sondern startet direkt im Einbehaltungszentrum, was mir den Einstieg in die Geschichte etwas erschwert hat. Erst nach und nach werden in Rückblicken die Geschehnisse erzählt, die zu ihrer Inhaftierung geführt haben. Mit zunehmender Abscheu verfolgt man die Willkür der Aufseher, die Erniedrigungen, die Geschäftsinteressen der Verantwortlichen und das Schicksal der Frauen. Hier geht es auch um soziale und psychologische Aspekte, um Menschenwürde und schließlich um Zusammenhalt und Mut. Erschreckt hat mich das Fehlen jedes Aufbegehrens von Seiten der Familien und Freunden der Betroffenen, hier überwiegt eher eine abgestumpfte Akzeptanz gegenüber dem fragwürdigen System. Die eingestreuten Texte über Mail-Verkehr, Auszüge von Dreamsaver und Protokolle von Safe-X unterstreichen gekonnt die Absurdität der Einbehaltung von Menschen mit hoher Risikobewertung.
Das Ende erschien mir ein wenig abrupt, da hätte ich mir noch etwas mehr Vertiefung gewünscht.
Ich bin meist kein Freund von Science Fiction, aber dieses Buch hat mich zum Nachdenken angeregt und bleibt mir thematisch länger im Gedächtnis. Eine Kombination aus Spannung und düsterer Zukunftsvision, die man auch Lesern empfehlen kann, die sonst nicht so auf dieses Genre stehen.