Ein Opfer des Algorithmus (und der Willkür)

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
petris Avatar

Von

Sara ist schockiert. Auf dem Rückweg von einer Dienstreise wird sie am Flughafen vom Amt für Risikobewertung angehalten. Sie ist müde, sie möchte zu ihrer Familie und sie ist hungrig. Das alles muss ein Missverständnis sein. Doch es bleibt dabei, ihr Risikowert ist erhöht und sie wird direkt in eine Einbehaltungszentrum gebracht.
Was wird ihr vorgeworfen? Nichts Konkretes. Nur dass der Algorithmus, gespeist aus allen Quellen der Überwachung, die es in dieser nahen Zukunft gibt, errechnet hat, dass sie ihren Mann gefährden würde.
21 Tage lautet die Auskunft. Doch schnell wird klar, fast niemand wird nach 21 Tagen entlassen. Die Aufseher bewerten jedes Fehlverhalten, der Dreamsaver, den sie alle implantiert haben, um besser schlafen zu können, zeichnet ihre Träume auf. Sara passt sich an, Sara arbeitet, sie versucht nicht aufzufallen.
Doch irgendwann ist klar. Es hilft alles nichts. Und Sara überlegt sich eine neue Taktik. Ihr wird klar, dass das Zentrum von ihnen profitiert, dass jemand mit ihrer Einbehaltung Geld verdient. Gemeinsam mit anderen Frauen, versuchen sie, diese Schwachstelle zu nützen.
Der Roman ist beängstigend, da vieles sehr nahe an der Realität ist. Die Idee, zukünftige Verbrechen, aufgrund von Daten vorherzusagen und Täter:innen präventiv einzusperren taucht immer wieder auf. Auch der Gedanke, dass ein Implantat im Gehirn, das die Schlafqualität verbessert, ein Segen sein könnte, ist nicht neu. Dass es dabei aber nicht bleiben wird, dass das ein Tor zu Missbrauch, Manipulation und Kommerz ist, ist aber auch klar.
Mir hat „Das Dream Hotel“ gefallen. Es hat mich nachdenklich gestimmt. Aber auch Mut gemacht, wie wirkungsvoll Solidarität unter Frauen sein kann.
Lesenswert!