Verstörend gut!

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söphken Avatar

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Laila Lalami gelingt mit Das Dream Hotel ein verstörend aktuelles Buch, das tief in die Frage eintaucht, wem unsere Träume eigentlich gehören und wer die Macht hat, sie gegen uns zu wenden. Aus feministischer Sicht ist dieser Roman eine scharfe Parabel über Kontrolle, Angst und den Versuch, weibliche Autonomie zu disziplinieren. Was mich besonders berührt hat, ist, wie still und zugleich eindringlich die Geschichte spürbar macht, wie leicht aus Fürsorge Überwachung wird, wie schnell eine Frau zur Gefahr erklärt wird, wenn sie sich nicht fügt.

Lalami schreibt mit einer Nüchternheit, die unter die Haut geht. Es ist kein lauter Roman, sondern einer, der langsam in einem arbeitet, wie ein Traum, den man nicht abschütteln kann. Zwischen den Zeilen liegt ein Unbehagen, das viele Frauen kennen: das Gefühl, beobachtet zu werden, beurteilt, bewertet – selbst in den intimsten Gedanken. Die Welt, die sie beschreibt, ist nur einen Atemzug von unserer entfernt, und gerade das macht sie so beklemmend.

Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, wie viel Freiheit eigentlich in mir selbst steckt, wenn alles, was ich denke, gemessen und eingeordnet werden könnte. Das Dream Hotel ist ein feministischer Aufschrei in der leisen Sprache einer Parabel, ein Buch, das nicht empört, sondern aufrüttelt. Es erinnert daran, dass Kontrolle immer bei den Körpern und Träumen von Frauen beginnt und dass Widerstand vielleicht genau darin liegt, weiterzuträumen.