Atmosphärisch und poetisch

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Das Echo der Sommer ist der atmosphärische Debütroman von Elin Anna Labba, der im Zeitraum zwischen 1942 und 1979 in Lappland spielt.
1942: Die dreizehnjährige Ingá gehört dem indigenen Volk der Samen an. Im Sommer lebt sie mit ihrer Mutter Rávdná und deren Schwester Ánne in einer Kote an einem großen See. Im Herbst ziehen sie in einer großen Gruppe mit ihren Rentieren ins Winterland.
Eines Sommers müssen sie feststellen, dass ein Staudamm gebaut wurde und ihnen kaum noch Platz zum Leben bleibt.
Die Autorin beschreibt das einfache Leben der drei samischen Frauen. Seit dem Tod von Rávdnás Mann besitzen sie keine Rentiere mehr und leben vom Fischfang und dem Verkauf von Moltebeeren und Kunsthandwerk. In dem Sommer 1942 arbeitet Ingá als Dienstmädchen bei einer Verwandten.
Rávdná hat einen Traum: Sie möchte nicht in einer Kote, sondern in einem richtigen Haus leben, mit Fenstern, einem Dielenboden und einem Ofen. Doch die Behörden verweigern ihr die Baugenehmigung, die Lappen sollen Nomaden bleiben und nicht in festen Häusern wohnen. „Der Staat hält es für das Beste, wenn die Lappen ihr ursprüngliches Leben beibehalten und weiter mit ihren Rentierherden umherziehen. Die natürlichen Eigenschaften der Lappen sind für die Sesshaftigkeit nicht geeignet.“ (S. 84)
1969: Der Staudamm wurde kontinuierlich erhöht, und ein Wasserkraftwerk ist am See errichtet worden. Ingá ist mittlerweile vierzig Jahre alt, ihre Mutter und sie trauern immer noch um Ánne, die viele Jahre zuvor gestorben ist. Ingá arbeitet als Putzkraft im Elektrizitätswerk. Die Lappen, mit Rávdná an der Spitze, protestieren gegen das Staudammprojekt.
1979: Rávdná ist über siebzig und lebt in einem Altenheim. Die Lappen haben ihren Kampf gegen das Staudammprojekt verloren, sie wurden mit lächerlich kleinen Entschädigungen abgespeist.
Es war interessant, viel über das Leben der Lappen zu erfahren. Es hat mich sehr traurig gestimmt, dass ihnen der Wohnraum genommen wurde.
Die Autorin hat mich in die wunderschöne Natur Lapplands versetzt. Das Buch ist sehr atmosphärisch, der Schreibstil poetisch, doch für meinen Geschmack oft zu ausschweifend. Es passiert nur wenig, und über allem schwebt eine traurige Grundstimmung. Die Frauen reden nicht viel, auf den 450 Seiten finden sich nur wenige Dialoge und diese sind voll mit samischen Ausdrücken, die nicht übersetzt wurden. Ein Buch für diejenigen, die sich gern in Naturbeschreibungen verlieren und Gedichte mögen, von denen einige zwischen den Kapiteln abgedruckt sind.