🌟🌟🌟 Ein wichtiges Thema – atmosphĂ€risch dicht, aber erzĂ€hlerisch nicht ganz ausgereift

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„Das Echo der Sommer“ von Elin Anna Labba ist ein literarisches Werk mit viel Potenzial – sprachlich feinfĂŒhlig und thematisch bedeutend. Im Mittelpunkt steht das Schicksal dreier SĂĄmi-Frauen, deren Heimat durch ein gigantisches Wasserkraftprojekt zerstört wird. Diese Zwangsumsiedlung ist kein weit entferntes, fiktives Ereignis, sondern beruht auf wahren Begebenheiten, die in der Geschichte der SĂĄmi oft ĂŒbersehen oder verdrĂ€ngt wurden. Dass die Autorin selbst aus dieser Kultur stammt, verleiht dem Roman Tiefe und GlaubwĂŒrdigkeit.

Die StĂ€rke des Romans liegt in seiner AtmosphĂ€re. Labba gelingt es, die Natur des hohen Nordens fast greifbar zu machen – die Landschaft, das Licht, der Rhythmus der Jahreszeiten. Ihre Sprache ist poetisch, manchmal fast meditativ, und öffnet Raum fĂŒr Reflexion. Besonders stark sind die Passagen, in denen es um Erinnerung, Verlust und die emotionale Bindung zur Heimat geht. Diese Aspekte des Romans bleiben lange im GedĂ€chtnis.

Weniger gelungen ist allerdings die Struktur der ErzĂ€hlung. Die Handlung verlĂ€uft in langsamen, teilweise sprunghaften Bewegungen, was das Lesen stellenweise mĂŒhsam macht. Die Perspektivwechsel und ZeitsprĂŒnge erschweren den Zugang zu den Figuren – besonders fĂŒr Leser:innen, die eine klare emotionale Entwicklung erwarten. Es fehlt oft an Spannung und innerer Dynamik. Man hat das GefĂŒhl, dass die emotionale Wucht des Themas nicht immer ihr erzĂ€hlerisches Ziel erreicht.

Fazit:
Ein ambitionierter Roman, der mit seiner Thematik und sprachlichen Kraft beeindruckt, aber erzĂ€hlerisch nicht ganz ĂŒberzeugt. FĂŒr Leser:innen, die sich fĂŒr indigene Stimmen, die Geschichte der SĂĄmi und poetische Naturbeschreibungen interessieren, ist „Das Echo der Sommer“ dennoch eine lohnende, wenn auch fordernde LektĂŒre.