Erinnerungen an das leise Leiden der Sami

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Ein leiser, poetischer Roman über Verlust, Widerstand und die stille Kraft dreier samischer Frauen

In Das Echo des Sommer erzählt Elin Anna Labba die Geschichte von Ravdna, ihrer Tochter Iŋga und Tante Anne: drei starken, samischen Frauen, die im Laufe ihres Lebens immer wieder ihr Zuhause verlieren und zur Umsiedlung gezwungen werden, weil ihr Dorf mehrfach geflutet wird. Sie verlieren ihre Koten, ihre Lebensgrundlage und müssen sich immer wieder neu orientieren. Dabei zerfällt nach und nach auch die Dorfgemeinschaft. Außerhalb nimmt kaum jemand Notiz von ihrem Schicksal. Das Gefühl der Ohnmacht zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Besonders eindrücklich fand ich die poetische Beschreibung der samischen Naturverbundenheit: die Landschaft, das Licht, die Jahreszeiten, das Leben im Einklang mit der Natur, all das ist voller Bedeutung und eng mit dem Dasein der Figuren verwoben.

So stark die Sprache auch ist, fehlte mir stellenweise die emotionale Tiefe. Die melancholische Grundstimmung ist zwar durchgehend spürbar, aber wirkliche emotionale Erschütterung kam bei mir nicht an. Das Leid der Frauen wird oft sehr zurückhaltend erzählt, vielleicht ganz bewusst so angelegt, aber für mich schuf das leider eine gewisse Distanz, was ich schade fand.

Trotzdem ist Das Echo des Sommer eine wichtige literarische Auseinandersetzung mit einem (leider) mir bisher völlig unbekannten Teil europäischer Geschichte. Der Roman macht das stille Leiden einer indigenen Gemeinschaft sichtbar, mit leisen Tönen, aber nachhaltiger Wirkung