Zwischen Wasser und Wurzeln – eine eindrucksvolle Reise in eine verschwundene Welt

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chris9081 Avatar

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Elin Anna Labba ist mit Das Echo der Sommer ein Roman gelungen, der lange nachhallt – leise, aber eindringlich. Was zunächst wie eine poetische Rückkehr in ein sommerliches Idyll wirkt, entpuppt sich schnell als erschütternde Chronik eines kulturellen Verlusts. Als die dreizehnjährige Iŋgá mit ihrer Mutter und Tante ihr „Sommerland“ wieder betreten will, findet sie es nicht mehr vor – buchstäblich unter Wasser begraben.

Was mich besonders berührt hat, war die stille Kraft, mit der Labba die Geschichte dieser sámischen Familie erzählt. Der Schmerz über den Verlust der Heimat, die tiefe Verwurzelung in der Natur, aber auch der leise Widerstand gegen ein System, das sie entrechtet – all das schwingt in der Sprache mit. Die Autorin beschreibt die Landschaft nicht einfach, sie macht sie spürbar. Man riecht das nasse Moos, hört den Wind in den Birken, sieht die Spiegelung des Wassers, das alles verschluckt hat.

Mir gefiel besonders, wie feinfühlig und zugleich politisch das Buch ist. Die Zerstörung der Lebensgrundlage der Sámi wird nicht anklagend, sondern beobachtend und dadurch umso eindrucksvoller geschildert. Dass dabei auch viele Begriffe aus der sámischen Sprache erhalten bleiben, empfand ich als authentisch, auch wenn ich mir an manchen Stellen eine kleine Hilfestellung oder ein Glossar gewünscht hätte.

Das Echo der Sommer ist kein Buch, das man mal eben „wegliest“. Es fordert Aufmerksamkeit – und belohnt mit Tiefe, Perspektivwechsel und einem besseren Verständnis für ein Volk, dessen Stimme viel zu selten gehört wird. Für alle, die Literatur abseits des Mainstreams schätzen und sich für Themen wie kulturelle Identität, Naturverbundenheit und historische Gerechtigkeit interessieren, ist dieser Roman absolut empfehlenswert.