Spielchen mit der Realität

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
donna vivi Avatar

Von

Chirovici verleiht der ersten – normalerweise langweiligen – Episode viel Spannung: Warten auf einen alltäglichen Linienflug, nichts Besonderes. Der mysteriöse junge Mann, den er am Pariser Flughafen vorstellt, ist zwar nicht direkt unsympathisch, doch sehr verdächtig, während er Frankreich fluchtartig verlassen will. Ein Blutfleck lässt einen möglichen Todesfall, eventuell sogar Verbrechen erahnen. Leider wird die Situation nicht aufgelöst.

Dieses Ereignis ist jedoch nur die Einleitung zu James Cobbs späteren Erlebnissen. Mit einem Sprung wechselt der Autor von 1976 auf die heutige Zeit.
Der Vortrag über veränderte Bewusstseinszustände ist sehr interessant und stimmt nachdenklich: Vermutlich wird Chirovicis aktueller Roman ziemlich viel Gefühlschaos anrichten, er wird die Leser unentwegt manipulieren und letztendlich bis zur letzten Zeile in die Irre führen.

Die Realität, die der Autor aus dem Alltag schildert – was auch immer er unter „Realität“ versteht – ist jedenfalls fesselnd und scheint vorerst harmlos zu sein. Eine Steigerung bringt jedoch das Treffen mit Joshua Fleischers Anwalt, der Dr. Cobbs Verschwiegenheit im voraus vertraglich zusichert. Das ist der Moment, wo zwar die Lektüre unwiderstehlich wird, doch die Leseprobe endet.

Chirovicis klassisch-eleganter Schreibstil und die präzisen Beschreibungen machen „Das Echo der Wahrheit“ besonders attraktiv und bereits in der Leseprobe befindet sich ein bemerkenswerter Satz: „Das Leben aller Menschen ist voller Fragezeichen.“ Das hört sich nicht gerade nach einem „gefühllosen Zyniker“ an. Eher nach Geheimnissen, die ich sehr gern entdecken möchte.