ungewöhnlich, aber unbefriedigend

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stephanus217 Avatar

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Der Autor lässt mich am Ende des Buches ziemlich ratlos zurück...
Ich kenne den vorigen Erfolgsroman nicht und die Leseprobe hatte mich überzeugt, ich war also positiv gespannt, als ich vom Gewinn gehört habe.

Die Erwartungen waren demzufolge auch entsprechend hoch und wurden auch nicht enttäuscht - über 2/3 des Romans; danach wandelte sich die Begeisterung nur noch in verwundertes Kopfschütteln.

Aber der Reihe nach:
Das Buch ist wirklich schön geschrieben, ich mag die etwas unterkühlte, präzise, eher minimalistische Sprache, das Tempo stimmt und auch der Plot überzeugt. Ich finde es mutig, so sperrige Themen wie ärztliches Ethos oder gar Inhalt und Grenzen von Wahrheit und Wahrhaftigkeit zum Gegenstand eines Thrillers zu machen. Am Anfang gelingt dieser Versuch - die Eingangssequenz, der Umgang des Protagonisten mit seinem Patienten finde ich überragend; auch die Szenen in Paris und die Recherce des Protagonisten sind wirklich gut geschrieben und überaus spannend. Die "Nebenstory", der Umgang mit der eigenen Wahrheit, fand ich eher unwichtig und ohne Zusammenhang mit dem eigentlichen Handlungsstrag.
Nach etwa 2/3 des Romans wendet sich aber das Blatt; mehr und mehr hatte ich den Eindruck, dass der Autor den Faden verliert und nicht mehr wusste, wie er die Geschichte zu einem Finale weiterentwickeln soll. Pötzlich werden neue Figuren eingeführt, deren Darstellung nicht überzeugt, denen aber dann plötzlich eine tragende Rolle in der Geschichte zukommt. Dass letzten Endes ein alter Konflikt aus der Resistance die Lösung sein soll, war einigermaßen verblüffend. Diese Auflösung hängt völlig in der Luft - nicht gelungen. Und dass nachher das eigene berufliche Scheitern die finale Auflösung darstellt, ist überhaupt nicht mehr zu verstehen.
Schade, vielleicht hat sich der Autor zu viel vorgenommen oder ein Co-Vorableser hat mit seiner Vermutung Recht, dass nach dem großen Erfolg des Vorromans schnell ein neues Buch "hinterhergeschoben" werden sollte....