Das Ehe-Kamasutra

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lunamonique Avatar

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Was passiert, wenn ein Humorist, Romancier und Fernsehautor und ein Cartoonist zusammen arbeiten? Es entsteht ein Buch mit einem provozierenden Titel, das Alltagsszenen einer Ehe auf die Schippe nimmt. Simon Rich und Farley Katz offenbaren in ihrem „Leerbuch für Erotik“ mit viel Witz und Ironie Dinge, die so am liebsten keiner erlebt hätte.

Das Kamasutra, der indische Leitfaden für Erotik und Liebe, enthält detaillierte Beschreibungen von Positionen beim Geschlechtsverkehr. Simon Rich Farley Katz spielen mit der Vorstellungskraft und führen den Leser mit viel Humor in die Irre. Im Vorwort gehen sie auf den Ursprung des Ehe-Kamasutras ein. Angeblich handelt es sich um ein verschollenes, unbekanntes Kapitel des von Vatsyayana Mallanaga geschriebenen Kamasutra, das erst 2013 in einer alten, indischen Bibliothek entdeckt wurde. Schlägt man die erste Doppelseite auf, stößt man auf die Spülmaschinen-Position. Vatsyayana Mallanaga lebte um 250 n. Chr. und hätte alleine mit dem Wort Spülmaschine nichts anfangen können. Hält sich das Buch beim Vorwort nicht an die Wahrheit, der Inhalt hat viel zu viel davon parat. Schnell entsteht der Wunsch, keine dieser 28 total unversauten Stellungen zu kennen. Nicht nur Ehe-Partnern, auch allen anderen in einer Beziehung lebenden Menschen wird der Spiegel vorgehalten. Fast alle Unzulänglichkeiten und fiesen Angewohnheiten kommen auf den Tisch. Die Männer kommen bei den Darstellungen am Schlechtesten weg. Sie ignorieren gerne den „Wink mit dem Zaunpfahl“, geben sich als Walross, misstrauisches Frettchen, schlauer Fuchs oder ehrgeiziger Hamster. Beim Ehe-Kamasutra gibt es kein Entrinnen. Beschreibungen und Illustrationen sind zu eindeutig und treffen den Nagel auf den Kopf. Fast kommt die Sehnsucht auf, Single zu werden oder zu bleiben. In einer Partnerschaft, so scheint es, wird am laufenden Band getäuscht, gelogen und betrogen. Auch die Frauen bekommen auf sanfte Art ihr Fett weg. Die Anlehnung an das erotische Kamasutra ist nur noch in der Art der Illustrationen greifbar.

Die Aufmachung ähnelt einem Geschenkbuch und dafür wird sich „Das Ehe-Kamasutra“ auch am besten eignen. Es dient als drastischer Wink mit dem Zaunpfahl oder als rein humorvolles Mitbringsel mit Lernwert. Möglich, dass sich mit diesem Buch an den Gewohnheiten in Partnerschaften etwas ändert. Eigentlich will es nur unterhalten und dem Alltag neuen Schwung verleihen. Trotz der in Illustrationen und Kurztexten festgehaltenen Eintönigkeit des Zusammenlebens verströmt das Buch Energie und könnte als Anschubser dienen. Sprechen Autor und Cartoonist aus eigenen Erfahrungen? Der Inhalt war nicht schwer zusammen zu tragen. Dank der Gestaltung und der Anlehnung ans Kamasutra ist dem unterhaltsamen Werk die Aufmerksamkeit sicher. Ob es in jeden Bücherschrank gehört sei dahin gestellt. Eine gute Idee steckt allemal dahinter.