Bewegendes Schicksal

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Nahe Berlin wird eine bewußtlose junge Frau ohne Kleidung im Wald gefunden. Als sie in der Charité aus dem Koma erwacht, kann sie sich an nichts erinnern. Wer ist sie? Was ist passiert? Was wollte sie dort im Wald? Einzig ein Zettel, der für einen Vortrag von Albert Einstein wirbt, wird in der Nähe gefunden. War sie dort?

Dr. Martin Kirsch, ein Psychiater, nimmt sich ihres Falls an, nachdem sie soweit genesen ist, dass zumindest keine körperlichen Gründe mehr gegen eine Entlassung aus dem Krankenhaus sprechen würden. Denn er ist dem "Einstein-Mädchen", wie sie von der Presse getauft wurde, vorher schon einmal begegnet...

Philip Sington versteht es nicht nur, hier geschickt mehrere Handlungsstränge zu verflechten, sowie Briefe  und Teile eines Berichts immer wieder häppchenweise einfliessen zu lassen. Nein, er zeichnet auch ein - soweit das aus heutiger Sicht überhaupt bewertbar ist - realistisches Bild des Berlins Anfang der Dreißiger: Damen- und Herrenpensionen streng getrennt, zwielichtige Tanzcafes und die immer konkreter werdenden Bedrohungen durch die Nazis (angenehm, dass dieses Thema nicht überhand nimmt!). Auch die Theorien Albert Einsteins finden ihren Raum in diesem Roman.

Insgesamt ein Buch, das mich nicht zuletzt wegen seiner düsteren Atmosphäre, seiner Melancholie und der Verwischung zwischen Realität und Fiktion noch eine Weile beschäftigen wird. Eine Geschichte, die auch ohne große Paukenschläge unter die Haut geht!

die Waldmeisterin