Ein gestörtes Hirn? Oder vielmehr eine gestörte Nation...

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tochteralice Avatar

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Einsteins Mädchen wird in Caputh in der Nähe der Einsteinschen Sommerresidenz aufgefunden - im Herbst 1932, also quasi am Vorabend der Machtergreifung Hitlers. Sie ist bewusstlos und bleibt nach dem Erwachen ohne Erinnerung - alles, was sie bei sich hat, ist ein Faltblatt mit der Ankündigung einer Vorlesung von Einstein - so hat sie ihren Spitznamen weg. Der zuständige Arzt an der Charité, wohin die Patientin eingewiesen wird, Dr. Martin Kirsch, ist fasziniert von der Schönheit der Patientin und von ihrem geheimnisvollen Fall und verstrickt sich immer tiefer hinein. Kirsch trägt selbst an schweren Lasten: am Verlust seines Bruders im 1. Weltkrieg sowie an einer kaum heilbaren Krankheit, an der er sich in ebendiesem Krieg angesteckt hat. Zudem hadert er mit seiner Zukunft: sowohl der privaten als auch der beruflichen.

Spannend? Könnte es sein, doch der gewisse "Klick" fehlt. Mir als Leserin erscheinen die Figuren seltsam konturlos, der Geschichte fehlt aus meiner Sicht der rote Faden. Ich habe mich zwar nicht gerade durch das Buch gequält, doch von einem Lesegenuss war es ebenso weit entfernt. Für Thrillerfreunde ist es schon gar nicht geeignet: ausser der Spannung fehlen auch die entsprechenden Effekte. Wissenschafts-Fans und Leser, die Romane über die Nazi-Zeit mögen, sind eher der Zielgruppe zuzuordnen, zumal der Wahnsinn in den Anfängen des Dritten Reiches, der Weg zur gestörten Nation, durchaus herausgearbeitet ist: Für mich eine der wenigen Stärken des Buches!