historischer Krimi

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schlumeline Avatar

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hier nun meine Meinung zu Buch und Hörbuch:

Das „Einstein Mädchen“ ist ein Roman, der den Leser zurückführt ins Jahr 1932. In Berlin wird bei Caputh eine junge Frau bewusstlos aufgefunden. Sie leidet an Amnesie und kann sich an nichts erinnern.  Man nennt sie das Einstein Mädchen, weil bei ihr ein Programmzettel zu einem Vortrag von Albert Einstein gefunden wird. Nur ihr zuständiger Psychiater Martin Kirsch weiß mehr, denn er hat die junge Frau unter dem Namen Elisabeth bereits zuvor kennen gelernt und gewisse Gefühle für sie entwickelt. Nun fühlt er sich berufen mehr über ihr Schicksal und den Grund ihres Erinnerungsverlustes herauszufinden. Er geht sämtlichen Spuren nach, die sich ihm eröffnen. Mit dem Auffinden eines Briefes, der an die erste Frau Einsteins, Mileva Einstein-Maric, gerichtet ist, verdichten sich die Hinweise darauf, dass Elisabeth eine Tochter von Albert Einstein sein könnte.

Mit dieser Geschichte knüpft der Autor Philip Sington eine Verbindung zur Realität und zu einer Frage, die in Wirklichkeit nie richtig geklärt werden konnte. Was ist aus der nichtehelichen Tochter Albert Einsteins geworden? Wurde sie möglicherweise zur Adoption freigegeben?

Neben der eigentlichen Handlung und damit der Suche nach den Ursprüngen und der Herkunft des Einstein Mädchens geht es im Buch auch um die Anfänge des Nationalsozialismus. Auch wenn Details wie die Bücherverbrennungen, Zwangssterilisationen und Euthanasie zwar nur am Rande tangiert und erwähnt werden, so hinterlassen diese aber einen melancholischen Eindruck, der zur Geschichte an sich absolut passt. Hier werden historische Fakten mit einer erfundenen Geschichte verbunden. Martin Kirsch ist ein sympathischer Protagonist, der mit genügend eigenen Problemen behaftet ist und seine Suche verdeutlicht auch die eigene innere Zerrissenheit.

Das Hörbuch wird größtenteils von Torben Kessler gesprochen, dem es gelingt durch seinen Sprechstil eine Atmosphäre zu schaffen, die den Inhalten der Geschichte absolut gerecht wird.  Sehr dezent und zurückhaltend wird hier eine Stimmung der Melancholie erzeugt. In Anbetracht der herrschenden Lebensumstände und des Umfeldes von Martin Kirsch und des Einstein Mädchens ist dies absolut passend. Einzelne Rückblicke aus der Sicht von Maria, der Name, den sich das Einstein Mädchen nach ihrer Amnesie selbst gegeben hat, werden von Anna Carlsson gesprochen. Hier erfährt der Hörer Einzelheiten aus der Vergangenheit der jungen Frau. Anna Carlsson überzeugt hier durch eine deutliche Aussprache, die auch die Traurigkeit von Maria oder Elisabeth oder dem Einstein Mädchen wiedergibt.

Ein ganz besonderes Hörbuch, das man in Ruhe hören sollte um die vielen Details zu erfassen, die hier eine Rolle spielen. Hörgenuss auf hohem Niveau. Geschichte und Fiktion in einmaliger Verbindung.