Turbulent und lustig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
gräuben Avatar

Von

London 1899: Das schmutzige, verwahrloste, aber umso lebensfrohere Waisenmädchen Elsie verirrt sich, bald nach seinem Entkommen aus dem grausigen Waisenhaus Wurmig, ins Londoner Naturkundemuseum. Von den Exponaten ganz fasziniert fühlt sie sich bald zu einem ganz neuen von ihnen besonders hingezogen: einem mehrere Tausend Jahre alten Wollhaarmammut im Eisblock. Schon der Aufenthalt im Museum ist für das schmutzige Waisenmädchen nur mit Hilfe einer neuen Freundin möglich, die sie mit waghalsigen und sehr lustigen Ausreden versteckt, doch richtig spannend wird es, als sie während ihres Versteckspiels selbst etwas – oder jemanden – entdecken und sie einen verrückten Plan schmieden, in dem das Mammut natürlich eine nicht unbedeutende Rolle spielt.
Das auf dem Cover angekündigte Gratis-Mammut ist dann leider nur aus Papier, wer Walliams aber kennt, dem wird dieser Scherz bereits bekannt vorkommen.

Der schwarze Humor, mit dem das Buch beginnt, tritt schon bald zugunsten eines leichteren albernen Humors in den Hintergrund, in dem Pupse und andere Verdauungsbeschwerden immer wieder eine Rolle spielen. Das ist kindgerecht, aber auch so albern, dass auch Erwachsenen das Vorlesen Spaß machen dürfte. Dazu bleibt die Geschichte abwechslungsreich und, trotz mancher Vermutung über den Fortgang zu Beginn, in der Umsetzung unvorhersehbar. Nur an manchen Stellen habe ich dann doch gemerkt, dass ich für dieses Buch bereits zu alt bin und es trotz schwarzem Humor ein Kinderbuch ist.
Freude bereiteten mir dann aber wieder die zahlreichen typographischen und lautmalerischen Elemente im Text, also Stellen, an denen die Buchstaben selbst veranschaulichen, was sie bedeuten. So ist das Wort „schön“ in wunderschön zarter verschnörkelter Schrift geschrieben, das Wort „Eismonster“ dagegen lässt eher an Gruselgeschichten denken. Der Text ist übersäht von diesen Elementen, die andeuten, dass das Buch eigentlich an Selbstleser gerichtet ist - also vielleicht junge Leser ab der zweiten oder dritten Klasse. Diese optischen Elemente, zu denen auch die Graphiken Tony Ross‘ gehören, sorgten bei mir immer wieder für herzhafte zusätzliche Lacher.

Inhaltlich baut der Autor in seiner Geschichte immer wieder den Bezug zur damaligen Zeit her und Gegenstände dieser Zeit ein. Kinder - wie auch Erwachsene - werden so dazu gebracht, sich zu fragen, was zu der damaligen an Erfindungen sehr reichen Zeit denn tatsächlich schon möglich war und was dann doch noch nicht.
Abschließend bietet Walliams in einem Nachwort, das wie ein Glossar aufgebaut ist, die Möglichkeit, diese Überlegungen aufzulösen. Hier erklärt er, wo er geflunkert hat und was es denn tatsächlich schon gab. Eine schöne Idee, die Kindern auf Augenhöhe den Unterschied zwischen einer Dokumentation mit Wahrheitsanspruch und Kunst/(völlig legitimer) Fiktion mit dem Anspruch zu unterhalten nochmal deutlich machen kann.

Ein Buch, das in der Aufmachung wie in der Geschichte einfach Spaß macht und auch Spannung bietet, vor allem aber Kinder wie Erwachsene zum Albern-sein auffordert. Wer daran Freude hat, der ist hier goldrichtig!