Mißglückt

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murksy Avatar

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Das erste Buch von Sara Gran wurde ja über den goldenen Klee gelobt. Und dann noch deutscher Krimipreis 2013. Toll, da habe ich mich schon auf das Lesen gefreut. Tja, und was kam dann?
Ein klischeehafter Versuch, den guten alten Detektivroman in die Neuzeit zu retten. Damals, als Detektive noch eine heroische Gesellschaft waren, als Poirot und Marple mit Raffinesse jeden Fall lösten. Oder als ein Marlowe rauchend und knauzig den Verbrechern auf der Spur war. Claire deWitt will alles das sein. Eine harte Detektivin, die angeschossen wird und um ihr Leben kämpft. zeitgleich aber auch kokst und ihre Sexualleben in Bars beginnt. Dann erzählt sie von alten Fällen, die alle bunte und geheimnisvolle Namen tragen (eine Hommage an Poe und Doyle) und rezitiert aus einem sagenumwobenen Handbuch für Detektive. Nichts da mit langweiliger Observation und Scheidungsfällen, nein, der Berufsstand des Detektives wird glorifiziert. Im Alleingang legt sich der geneigte Ermittler mit den Bösen der Welt an und ist sowieso schlauer als Polizei oder FBI. Dass in dem Buch zwei Fälle behandelt werden und somit ein Blick auf die Vergangenheit der Heldin geworfen wird, ist literarisch eher als Seitenfüller des ansonsten blutleeren Falles des ermordeten Musikers. Als Fan guter Detektivromane erwartet man neben brillanten Einfällen auch den Hauch von Spannung. Hier fand ich den nicht. Dass die hippe Detektivin gut in das Musikermilieu passt und hier auch jeden zu kennen scheint, passt irgendwie nicht zu den weltweiten Fällen , die die Frau schon gelöst hat. Das ist ein kunterbunter Mischmasch und soll wohl den zerbrechlichem Charakter der süchtigen Detektivin verdeutlichen als auch wieder einen Kreis zu Sherlock Holmes schließen, der angeblich auch Drogen nahm. Klischee Klischee. Warum müssen alle Ermittler der Neuzeit psychisch labil, sexbesessen oder drogenabhängig sein? Das ist alles alter, kalter Kaffee. weder originell noch entwickelt man wirklich eine Nähe zu deWitt. Der eigentliche Fall gerät zur Füllmasse für den Psychokampf der Frau, die an der Schlechtigkeit und Gewalt dieser Welt zerbricht. Ganz schön viel versuchter Tiefgang, der aber im seichten Gewässer des oberflächlichen Romans auf Grund läuft und einen eher enttäuschten Krimifan zurückläßt. Und als Psychostudie ist der Roman auch nicht geeignet, dazu bleibt er zu banal und flickschusterhaft gestrickt. Diese Glorifizierung eines eher langweiligen Berufes geht schief, weil zuviel in das Buch gepackt wurde. Ein langweiliger Detektiv, von mir aus drogensüchtig und am Boden, der zufällig in einen großen Fall gerät, wäre zwar auch klischeehaft und nicht neu gewesen, aber zumindest glaubhaft.
Der Roman hinterläßt keine Spuren und animiert auch nicht dazu, den gelobten Vorgänger zu lesen. Da geht meine subjektive Meinung mit der einhelligen Presse wohl nicht konform. Vielleicht bin ich da zu altmodisch, aber wenn schon altmodisch, dann wenigstens richtig und nicht versuchend, alte mit neuer Detektivkultur zu vermischen. Genial ist hier leider nichts.