Tales from the Bohemian Highway

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mia-w Avatar

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Was soll ich sagen - die Autorin Sara Gran hat mit ihrer Privatdetektivin Claire DeWitt einen festen Platz in meinem Herzen erobert. Mit genau dem richtigen Verhältnis zwischen den inneren Seelenqualen einer nicht mehr ganz jungen Frau und einer klassischen Detektivgeschichte arbeitet sich das Buch auf kurzweiligen 360 Seiten bis zu einem versönlichen Ende vor und lässt den geneigten Leser mit einem erheblichen Erkenntnisgewinn zurück.

Zur Story: Claire DeWitts Ex-Freund Paul wird bei einem Raubmord umgebracht und Claire nimmt die Ermittlungen auf. Im Zug derer stellt sie fest, dass sie wohl doch mehr an ihrem ehemaligen Freund gehangen hat, als ihr selber klar war. Zudem wird einer der ersten Fälle aufgearbeitet, an denen sich die junge Claire mit ihren Freundinnen detektivisch betätigt hat und zu allem Überfluss spielt sich eine weitere Ebene des Romans auf einer metaphorisch-spirituellen Ebene ab, die sich zum Glück aber nur schräg anhört, beim Lesen aber großes Vergnügen macht. Nicht nur die Protagonistin, auch sämtliche Nebenfiguren sind liebevoll mit einer manchmal schon überbordenden Detailsversessenheit beschrieben und entführen beim Lesen in einen Mikrokosmos, von dem man nicht sicher sagen kann, ob man traurig oder heilfroh sein soll, ihn nur von außen kennenzulernen.

Das Ganze ist geschrieben in einem furiosen Stil mit lakonischem Furor und den trockensten Witzen, die ich seit langem in einem Roman vorgefunden habe. Dennoch würde ich bestreitien, es hier mit einer Komödie zu tun zu haben. Vielmehr ist die zynische Art der Titelheldin eher Ausdruck einer mit Verve vorgetragenen Wut auf die Welt, die Zeiten, in denen wir leben und die Menschen, die das ganze jeden Tag ertragen müssen. Und sowas liest man bekanntlich viel zu selten.

Alles in allem hat mich das Buch ausnehmend gut unterhalten und zwischen den Leseeinheiten auch eindringlich beschäftigt - schon recht viel für ein seichtes Buch, wie ich finde. Fazit: Sehr zu empfehlen.