Erwartungen nicht erfüllt

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dreamworx Avatar

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So richtig will es in Laura van Dycks Leben nicht laufen. Erst stirbt ihre Tante Harriet, die ihr näher stand als ihre eigene Mutter es jemals getan hat und dann verliert sie auch noch ihren Job als Köchin. Da kommt der Brief mit der Ankündigung eines geerbten Weingutes im schönen Italien fast wie gerufen. Der Verkauf würde das nötige Kapital einbringen, um mit ihrer Freundin Fiona den Traum vom eigenen Restaurant zu verwirklichen. Laura reist ins ferne Neapel, um alles für einen Verkauf in die Wege zu leiten und trifft auf dem Weingut auf den Verwalter Matteo, der für ihr Vorhaben kein Verständnis aufbringen kann, Lauras Herz aber zum Stolpern bringt. Auch der Fund eines alten Tagebuches bringt Laura durcheinander, vor allem die Informationen, die es in sich birgt…
Anne Colwey hat mit „Das Erbe von La Florentina“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, dessen Geschichte man in ähnlicher Form in den vergangenen Monaten immer wieder in den Händen halten konnte. Es ist fast so, als hätten sich alle abgesprochen und lassen ihre erfolglosen Protagonisten irgendwas erben, wo sie dann auf ein altes Familiengeheimnis stoßen und nebenbei die große Liebe finden. So ist es leider auch hier, denn die Handlung birgt keinerlei Überraschungen und an Spannung fehlt es leider auch. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die Geschichte eintauchen, um Land und Leute kennenzulernen und sich von bildhaften Beschreibungen verführen zu lassen. Die Geschichte wird über zwei Zeitebenen erzählt, wobei die Gegenwart die Ereignisse um Laura wiederspiegeln, während die Tagebucheintragungen die Vergangenheit von Amalia preisgeben. Leider kann die Handlung die geweckten Erwartungen nicht erfüllen, denn sie lässt den entsprechenden Tiefgang vermissen und die eingeschlossene Liebesgeschichte ist ebenfalls etwas platt.
Die Charaktere sind nicht gerade ausgereift skizziert, sondern austauschbar und wenig nahbar. Der Leser bleibt eher außen vor als mit dabei, so dass sich ein Mitfühlen schlichtweg nicht einstellt. Laura ist im Job nicht gerade erfolgreich, ihr fehlt es an der nötigen Selbstsicherheit und dazugehörigen Durchsetzungsvermögen. Ihre ständigen Zweifel und der fehlende Mut zu Entscheidungen tragen nicht gerade dazu bei, sie als eine Sympathieträgerin zu sehen. Matteo wirkt auch eher zwielichtig, sein Interesse an Laura basiert mehr auf der Tatsache, dass ihr das Weingut gehört und er seine Existenz verlieren könnte. Die Liaison zwischen den beiden wirkt eher aufgesetzt denn echt, alles läuft hier in einem schwindelerregenden Tempo ab, das es regelrecht unglaubwürdig wirkt.
„Das Erbe von La Florentina“ ist ein Buch für zwischendurch. Kann man lesen, muss man aber nicht.