Familienepos vor malerischer Kulisse mit lauter unsympathischen Frauenfiguren

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In ihrem Roman „Das Erbe von La Florentina“ nimmt uns Autorin Anne Colwey mit an die malerische Amalfiküste auf das Weingut „La Florentina“, das dem Buch seinen Namen gegeben hat. Mit dieser traumhaften Kulisse und den idyllisch-schönen Landschaftsbeschreibungen ist aber aus meiner Sicht auch schon alles Positive über das Buch gesagt.
Sämtliche Frauenfiguren, die im Buch auf treten - von den Nebenfiguren in Gestalt der Freundin Fiona und der alten italienischen Großmutter Giulia vielleicht mal abgesehen - sind durch und durch unsympathisch, agieren nicht nachvollziehbar als ob sie partout in ihr eigenes Unglück rennen wollen. Der Verlauf der Geschichte ist eigentlich von Anfang an vorhersehbar, aber die Protagonistin widersetzt sich dem mit einer bornierten Hartnäckigkeit, dass man als Leser nur den Kopf schütteln kann…
Protagonistin Laura van Dyck ist 28 Jahre alt und wechselt als angestellte Köchin von einem Job zum nächsten. Sie hat ein absolut gestörtes Verhältnis zu ihrer Mutter, wofür es im Laufe der Geschichte eine Erklärung gibt, die mich aber nicht wirklich überzeugt hat. Auch das Verhältnis zu ihrer geliebten Großtante Harriet ist für mich etwas merkwürdig, ebenso wie die unerklärliche Erbschaft in Gestalt des Weinguts „La Florentina“, das idyllisch an den Hängen der Amalfiküste hoch über dem Meer liegt. Wie gesagt, die Beschreibung der Landschaft, des Weinguts fand ich wunderschön, nur hat mich die Geschichte überhaupt nicht in ihren Bann gezogen. Es erscheint mir einfach nicht nachvollziehbar, dass Laura weder das Verhältnis zu ihrer Mutter noch zu ihrer Großtante, noch die Umzüge zwischen England, Italien und Deutschland hinterfragt hat. Wer ihr Vater ist, scheint auch niemanden zu interessieren. Und die wahre Familientragödie, die sich im Laufe der Geschichte herauskristallisiert, war für mich schon sehr früh erkennbar. Sämtliche Frauenfiguren in dem Buch möchte man als Leser schütteln, da sie allesamt emotional verkrüppelt zu sein scheinen und sich hinterher wundern, warum sie von einem Unglück ins nächste stolpern.
Durch die Erzählweise konnte ich auch zu keiner der Protagonistinnen irgendeinen Bezug aufbauen und das Ende kam so überraschend und lässt so viel offen, dass ich hinter dem Rezeptteil noch ein Kapitel gesucht habe.
Schade, da hatte der Klappentext wohl zu viel versprochen…