Die Aalfrage

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pummelfee77 Avatar

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Ich bin tatsächlich verblüfft, welch Mysterium der Aal der darstellt und wie viele sich mit ihm beschäftigt haben. Von den meisten wie Aristoteles, Vircow, Freud und Mondini habe ich schon viel gehört - weniger gelesen und tatsächlich hätte ich mir Freud auch nicht bei der Sezierung eines Aals vorgestellt. Ich habe viel mehr philosophische und psychoanalytische Zwiesprache erwartet als das, was dann mit dem erworbenen Aalwissen und der Irrungen und Wirrungen so offensichtlich zutage trat. Kastrationsangst, Penisneid, Hermaphrodit, eigene sexuelle Identität. Den Zusammenhang habe ich während der Lektüre und der Erwähnung Freuds spontan selbst hergestellt. Und dann zu der immer wieder gestellten Frage: Warum begibt sich der Aal in die Sargassosee? Irgendwann ging ich dazu über, mir zu sagen: "Ist halt so und fertig."

Doch ehrlich gesagt, wollte ich nie so viel über Aale wissen. Wie man sie fängt, wie man sie zubereitet, wie sie leben, ihre Metamorphosen. Ich hätte mir viel mehr über das Verhältnis von Vater und Sohn gewünscht, das kommt für mich hier zu kurz und zu wenig tief.

Ich fand es ab der Hälfte furchtbar ermüdend und quälend. Es fehlt mir an Esprit. Die Geschichte hat zweifelsohne ihren eigenen Charme, aber meine Erwartungshaltung war eine andere. Ich erwartete einen philosophisch angehauchten Roman, die Darstellung einer Vater-Sohn-Beziehung und nicht das Studium des Aals und seiner Erscheinungsformen als wissenschaftliche Abhandlung.